Home » Tests » Dali Kore – Skulpturale Referenz
16. Juli 2023von Volker Frech
RedakteurMit der Kore präsentiert Dali einen High End-Lautsprecher der Superlative: Hier wurde ohne Rücksicht auf Kosten und Aufwand so gut wie alles weiter- oder neuentwickelt, was den dänischen Schallwandler-Spezialisten auszeichnet. Das Ergebnis ist ein spektakulärer Standlautsprecher, der mit atemberaubenden Design fasziniert, mit technischen Finessen in jedem Detail imponiert – und im Test des lite-Magazins eine überragende Klangkultur offenbart.
Wie würde ein Dali-Lautsprecher aussehen und klingen, wenn es keine Grenzen gäbe? Aus diesem Gedankenspiel entstand die Kore. Bei diesem Leuchtturm-Projekt haben die Dänen Ihr Know-how aus vierzig Jahren Forschung, Entwicklung und Produktion eingebracht, sämtliche Komponenten, die eine Limitierung darstellen, ausgeschlossen – und so nahezu alles modifiziert oder gleich neu konzipiert. 26.000 Stunden Entwicklungszeit mit hunderten Skizzen zur Planung und Produktion sind in die Kore geflossen. Bei allen Novitäten, die dieses Flaggschiff auszeichnen, tradiert die Kore typische Dali-Trademarks und bleibt den Klangprinzipien und der Produktions-Philosophie der Dänen verpflichtet. So findet die Montage, wie bei allen Top-Modellen von Dali, im Stammsitz in Nørager bei Aalborg statt – und dauert bei diesem Lautsprecher, der aus rund 1.200 Einzelteilen besteht, über eine halbe Woche. In die gesamte Produktion sind auch lokale Spezialhersteller einbezogen. So stammt das Gehäuse von einem hiesigen Möbelhersteller – und damit sind wir beim komplexen Korpus der Kore.
Geschwungene Grandezza
Wer vor der Kore steht, wird gleich dreifach beeindruckt: durch Größe, Gestalt und Gewicht. 150 Kilo bringt diese Klangsäule auf die Waage, was sie in den Rang einer Immobilie erhebt. Dazu ragt sie 1,68 Meter auf, besitzt eine Breite von 45 Zentimetern und erstreckt sich 60 Zentimeter in die Tiefe. Trotz dieser imposanten Maße glänzt die Kore mit skulpturaler Eleganz – und dies liegt an ihrer stolz geschwungenen und gerundeten Formgebung. Inspiriert ist sie von Dalis 2008 entwickeltem, aber nie in Serie gegangenem High End-Schallwandler Eminent ME9, dessen Industriedesign nun in der Kore seine Fortführung erlebt. Ihre geschwungene Grandezza ist aber kein rein ästhetischer Selbstzweck, sondern auch ein konstruktives Erfordernis: Der Kore-Korpus muss, frei von Resonanzen und Vibrationen, den enormen Bewegungskräften standhalten, die insbesondere die beiden mächtigen Tieftöner ausüben. Dies führte zu einem Gehäuse, das in zwei Achsen verlaufende Rundungen aufweist und weder außen noch innen parallele Flächen besitzt.
Attraktive Amara-Anmutung
Diese komplexe Geometrie ist auch in der Fertigung eine Herausforderung. Der einteilige Grundkorpus, der einem taillierten U gleicht, wird in 28 Millimeter starkem Birkenlaminat realisiert. Diese Mehrschichtplatte ist hochrobust, schwingungsresistent und außerordentlich verwindungssteif. Den Laminat-Korpus bekleidet nun ein wunderschönes, überaus dekoratives Echtholzfurnier aus Amara-Ebenholz. Mit seiner markanten streifenförmigen Maserung intensiviert dieses Zebraholz den attraktiven Auftritt. Die Kore ist exklusiv in der Amara-Anmutung erhältlich – auch das unterstreicht den Statement-Charakter dieses Lautsprechers. Veredelt wird das Furnier mit einem transparenten, überaus aufwändig aufgetragenen UV-Lack auf Wasserbasis. Beim Möbelhersteller werden bereits sechs Lackier- und Schleifvorgänge getätigt, im Dali-Werk folgen dann nochmals drei Durchläufe, an die sich ein mehrstufiger Nassschliff und eine vierfache Politur in Handarbeit anschließen. Das Resultat ist eine perfekt ebene Oberfläche mit einem sensationellen Glanz. Vor dieser Vollendung werden im Dali-Werk aber noch komplexe Fräsarbeiten vorgenommen, auch um ein frontseitig stabilisierendes Strebenwerk einziehen zu können, das ebenso Schallwand und Tieftöner mitträgt.
Tieftöner mit doppeltem Motor
Damit sind wir bei den Chassis. Hier findet der Neu- und Weiterentwicklungsgedanke seine Fortsetzung. Beginnen wir bei den bereits angesprochenen Tieftönern, die der Kore-Korpus zu bändigen hat: Im oberen und unteren Gehäuseteil agiert jeweils ein mächtiger 11,5-Zoll-Woofer, jeder Tieftöner wiegt satte 17,5 Kilo. Dieses Gewicht kommt nicht von ungefähr, denn hier ist ebenso innovative wie komponentenintensive und platzfordernde Technik verbaut. Die Novitäten beginnen bei der Membran: Natürlich setzt Dali auch hier auf die charakteristische rotbraune Schwingfläche, die mit ihrem Papier/Holzfaser-Mix hochgradig resistent gegen Partialschwingungen ist. Doch für die Kore wurde diese Tieftöner-Membran komplett neu als Honeycomb-Sandwich realisiert, was die Robustheit und Steifigkeit deutlich steigert. Hinter der Membran steckt mit dem „Balanced Drive SMC“ ein innovativer Antrieb. Dieser Motor ist quasi doppelt ausgelegt. Er agiert mit zwei Schwingspulen, die in umgekehrter Polarität gekoppelt sind. Bewegt sich eine Spule im Magnetfeld nach innen, so wird die andere nach außen geführt.
Wunderwerkstoff: SMC
Durch diesen clevern Kniff neutralisieren sich Nichtlinearitäten, die eigentlich unvermeidbar durch die Bewegung einer Spule im Magnetfeld entstehen. Dies reduziert Verzerrung insbesondere bei den unangenehmen ungradzahligen Obertönen. Der Doppelschwingspulen-Aufbau führt zudem zu einer größeren linearen Auslenkfähigkeit der Membran: Sie beträgt dadurch staunenswerte 10 Millimeter – in jede Richtung. Das reduziert abermals Verzerrungen, verhindert überdies Kompressionseffekte, was der Dynamik zugutekommt, und steigert dank des größeren Hubs die Basskraft des Woofers. Dieses neue Balanced Drive-Design wird bei den Tieftönern mithilfe einer zweiten Zentrierspinne stabilisiert – und mit Dalis Weiterentwicklung der patentierten SMC-Technologie kombiniert. SMC steht für „Soft Magnetic Compound“ und beschreibt ein raffiniertes Magnetgranulat, das im Magnetsystem zum Einsatz kommt. Es minimiert etliche Einflüsse, die herkömmliche eisenbasierte Magnetmaterialien hervorrufen, etwa Modulationen des magnetischen Flusses oder Hysterese- und Wirbelstrom-Effekte. In der neuen Generation ist die elektrische Leitfähigkeit dieses SMC-Wunderwerkstoffs mehr als zweifach verringert – was klangverfärbende Verzerrungen auch im Magnet-Bereich abermals verringert.
Mächtige Woofer, sattes Volumen, clevere Abstimmung
Die mächtigen, großdimensionierten und kraftstrotzenden Tieftöner spielen nun zuoberst und zuunterst im Kore-Korpus – und spielen hier jeweils auf ein eigenes, abgetrenntes Volumen von satten 72 Litern. Diese üppigen Behausungen befördert ebenso die Basspotenz wie die Bassreflexabstimmung. Ihre komplex geschwungenen, durchmesserstarken Rohre sollen aber kein Plus im Bass bewirken, sondern für einen geringen Widerstand des Luftstroms sorgen. Hierdurch wird den Woofern die Arbeit erleichtert, was ihre Agilität steigert. Mit dieser Abstimmung sorgen sie in der Kore für einen Tiefton, der von 26 Hertz bis 390 Hertz reicht – wobei der obere Woofer bei einer geringfügig tieferen Frequenz durch die Weiche gefiltert wird. Dies bewirkt eine minimale Phasenverschiebungen, wodurch die Abstrahlung des oberen Woofers in den Raum akustisch vorteilhafter ist. Die beiden Tieftöner sind nämlich leicht geneigt im Gehäuse verankert. Dadurch treffen ihre Schallanteile mit denen des Mitteltöners und der Hochtonsektion perfekt vereint und synchronisiert bei einem drei Meter entfernten Hörplatz ein.
Mitteltöner mit doppelter Prägnanz
Für die Frequenzen zwischen 390 und 2.100 Hertz zeichnet dann ein ebenfalls frisch entwickelter Mitteltöner verantwortlich. Es ist sogar das erste Chassis, das Dali gezielt für den Mitteltonbereich konzipiert hat. Trotzdem wurde auch bei diesem sieben Zoll durchmessenden Treiber selbstverständlich die rotbraune Papier/Holzfaser-Membran beibehalten. Doch die Schwingfläche ist nun erstmals mit Prägungen versehen. Die fünf parabelförmigen Eindrücke erzeugen eine reliefartige Struktur, deren Linien durch die anschließende Beschichtung der Membranfläche noch verdickt werden. Dies verstärkt die vorteilhaften Materialeigenschaften der Membran: Die Prägung sorgt für eine höhere Steifigkeit, vermindert abermals Eigenresonanzen der Schwingfläche und soll ebenso ein besseres Einschwingverhalten ermöglichen. Das Schwingverhalten der Membran kontrollieren hier zum einen eine besonders schmale und massearme Sicke als Einfassung, zum anderen im Antriebsbereich eine speziell konzipierte Zentrierspinne: Die Welligkeit ihrer Gewebescheibe nimmt zum Zentrum hin zu, dadurch soll sie eine gleichmäßigere Kraft auf Membran und Schwingspule ausüben.
Symmetrischer Antrieb mit Doppelschwingspule
Auch beim Mitteltöner ist der Antrieb im Balanced Drive SMC-Design gehalten. Er besitzt also ebenfalls einen symmetrischen Antrieb mit Doppelschwingspule, der hier jedoch etwas kürzer gehalten ist. Zudem ist auch beim Mitteltöner-Motor das Magnetsystem mit der neuen Generation des Soft Magnetic Compound-Materials realisiert. Dank all dieser Maßnahmen erreicht das Chassis laut Dali im wichtigen Mitteltonbereich eine außergewöhnlich natürliche Wärme und musikalische Kohärenz. Dieser Mitteltöner spielt, wie seine Tieftöner-Kollegen, auf ein kontrolliert ventiliertes Volumen – allerdings wird hier mit einem speziellen Zuschnitt ein anderes Ziel verfolgt: Die Korpuskammer verjüngt sich nach hinten hin. Durch diesen variierenden Querschnitt soll der Schallanteil, den die Membran beim Zurückschwingen in die Kammer abstrahlt, schrittweise absorbiert werden. Die rückseitige Öffnung, die mit Schaumstoff bekleidet und dadurch teildurchlässig ist, soll hingegen verhindern, dass die Membran aufgrund zusätzlicher Luftsteifigkeit eine Einschränkung in ihrer Beschleunigungsfähigkeit erfährt oder ihre Eigenresonanz erhöht wird.
Hybrid-Hochtöner mit großem Gewebe-Dom …
Ab 2.100 Hertz übernimmt nun die Hochtonsektion. Auch hier setzt Dali mit dem neuen EVO-K Hybrid-Hochtöner auf Bewährtes in Weiterentwicklung. Die Kombination einer Kalotte für den Hochton und eines Magnetostaten für den Superhochton hat Dali erstmals 1990 in der DALI 700 realisiert. Seither profitieren etliche Modelle der Dänen von Meriten der dualen Lösung, nämlich der hohen Belastbarkeit, der breite horizontale Streuung und der überaus offene luftige Wiedergabe. Für die Kore wurden gleich beide Schallwandler der Hochton-Sektion neu entwickelt. Die Kalotte mit ihrer 35 Millimeter-Kuppel aus weichem Gewebe wird auch gleich im Dali-Werk gefertigt – ein Dom dieser Größe ist auf dem Markt kaum erhältlich. Diese Dimensionierung sorgt bei der Schallwandlung für eine fast doppelt so große Abstrahlfläche gegenüber üblichen 25-Millimeter-Modellen. Zudem agiert die große Kalotte verzerrungsresistenter, erzeugt weniger Kompressionseffekte im unteren Frequenzbereich – und kommt dabei ohne Ferrofluid aus, welches oft zur Kühlung eingesetzt wird, aber die Agilität mindern kann.
… und starkem Magnetostat für den Superhochton
Diese Kalotte braucht nun nicht bis in stratosphärische Höhen wandeln, wofür sie aufgrund ihrer Größe auch nicht ausgelegt ist. Dies übernimmt der darüber positioniert Magnetostat, der mit einer extrem dünnen, leichten Folie schallwandelt und darum megaflott und impulstreu agieren kann. Diese Folie ist von Leiterbahnen durchzogen, durch die das Musiksignal fließt, und zwischen Magneten eingespannt. Fließt der Musikstrom durch die Leiterbahnen, wird die Folie im Magnetfeld ausgelenkt. Für die Kore wurde dieser Magnetostat auf 55 mal 10 Millimeter dimensioniert und mit stärkeren Neodym-Magneten ausgestattet. So steigt sein Wirkungsgrad um fast acht Dezibel, während seine Verzerrungen vermindert sind. Zur Optimierung der Schallführung dient ein neu gestalteter Waveguide. So deckt der Magnetostat den Bereich von rund 12 Kilohertz bis über 30 Kilohertz ab, während die Kalotte sich ab 20 Kilohertz hin zu den Superhöhen langsam ausblendet. Darum ist dieser Hybrid-Hochtöner ein 1,5-Wege-System – und die gesamte Kore deshalb ein 3,5-Wege-Schallwandler.
Schraubenfreie Schallwand über superschwerem Sockel
Sämtliche Chassis sind nun in eine Schallwand eingelassen, die zugunsten einer optimalen Abstrahlung komplex geformt und gewölbt ist – und so die atemberaubende Anmutung der Kore vollendet. Bei dieser dreiteiligen Konstruktion sind die Woofer-Areale aus Verbundwerkstoffen gefertigt. Das zentrale Segment für Mittel- und Hochton, das sich attraktiv bis in den Wangenbereich erstreckt, besteht hingegen aus Aluminiumdruckguss. Zur Resonanzvermeidung wird es punktuell mit Silikon ausgegossen, bevor es in perfekter farblicher Abstimmung zu den umgebenden Arealen in Mattschwarz lackiert wird. So wirken die edlen goldenen Zierelemente, die wie Intarsien den Hochmittelton-Bereich einfassen und umringen, noch kostbarer. Alle Chassis und Elemente sind zudem frei von sichtbaren Verschraubungen fixiert. Dies steigert die Eleganz der Kore, intensiviert den cleanen Charakter und betont die Perfektion dieses Industriedesigns. Dies gilt auch für den geschwungenen Sockel aus zementbasiertem Harz-Verbundstoff: Mit 34 Kilo Gewicht bietet er ein amtliches Fundament, befördert die seismische Stilllegung und sorgt für sicheren Stand.
Die Dali Kore in der Praxis
Dieser Sockel macht fast ein Viertel des stolzen Gesamtgewichts von insgesamt 150 Kilo aus. Mit dieser Massivität, aber auch wegen der opulenten Maße ist der Transport der Kore ein doch ziemlich aufwändiges Unterfangen. Aus diesem Grund haben wir uns ins hessische Bensheim begeben, um die Kore in der deutschen Dali-Zentrale kennenzulernen. Im hiesigen Hörraum spielt sie mit Elektronik von NAD. Als digitaler Vorverstärker/DAC agiert der M12, der mit einem Streaming-Modul aufgerüstet ist. Die Verstärkung übernehmen vier digitale Stereo-Endstufen M23, die gebrückt agieren, so jeweils 700 Watt liefern können und die beiden Lautsprecher im Bi-Wiring-Modus antreiben. Die bildschönen, aufwändigen und ebenfalls eigenentwickelten Anschlussklemmen der Kore ermöglichen ja die getrennte Ansteuerung von Hoch- und Tiefton. Die Lautsprecher stehen mit geringer Einwinklung etwa drei Meter auseinander, ebenso groß ist der Abstand zum Hörplatz – für genau diese Distanz ist die Kore ja konzipiert, so passt die Ausrichtung der Chassis perfekt.
Phänomenale Performance bis ins kleinste Detail
Bei einem solchen Ausnahme-Lautsprecher starten wir natürlich mit Musik, bei der die Kore ihr Können auch zeigen kann. Wir streamen „Security Joan“ von Donald Fagen, der seit seiner Zeit bei Steely Dan nicht nur als cleverer Komponist und Arrangeur, sondern auch als versierter Soundtüftler bekannt ist. Und so bietet auch „Security Joan“ musikalisch wie akustisch die Vollbedienung. Fagen hat seine Flughafen-Romanze exquisit produzierte und mit einem ebenso erstklassigen wie vielköpfigen Ensemble eingespielt: Solo- und Background-Gesang, drei E-Gitarren, Klavier, Orgel, Bass, Percussion, Handclaps und Schlagzeug. Dementsprechend dicht ist der tonale Satz – doch die Kore liefert uns den Song mit phänomenaler Performance bis ins kleinste Detail. Bereits der Beginn ist eine Offenbarung: Drummer Keith Carlock macht mit Snare und Bassdrum den Auftakt, dann setzt die komplette Band mit dem Intro-Thema ein – und schon hat die Kore uns das Großensemble auf eine herrlich weiträumige Bühne mit tolle Tiefe gestellt.
Imaginationskraft mit grenzenloser Freiheit
Schon mit diesen zwei Takten Musik ist die Illusion perfekt: Die Kore lässt uns die wirkliche Umgebung vergessen, sie hebt mit der Imaginationskraft ihrer Darstellung die reale Raumgeometrie auf und versetzt uns in die Dreidimensionalität der Aufnahme – in diesem Fall in Fagens Studio: Wir haben das Gefühl, live und direkt bei den Musikern im Aufnahmeraum zu sein. Trotz dieser Nähe vermittelt die Kore mit ihrer räumlichen Abbildung zugleich eine grenzenlose Freiheit. So können sich, trotz des dichten und komplexen Instrumental- und Vokalsatzes, auch die Musiker völlig frei entfalten. Zu dieser Wahrnehmung trägt maßgeblich der Hybrid-Hochtöner der Kore bei, der uns mit seiner Auflösungsfähigkeit neben der Frische, Offenheit und Weite auch einen immensen Detailreichtum beschert. So hören wir selbst das feine Ride-Becken, das Drummer Keith Carlock den ganzen Song hindurch sanft anschlägt, in allen Feinheiten – bis hin zum Ausschwingen, bei dem das Klangfarben-Spektrum des gedengelten Metalls faszinierend changiert.
Sensationelle Präzision und atemberaubende Plastizität
Dabei steht Carlock mit seinem Set natürlich ganz hinten, dort positioniert ihn die Kore selbstverständlich – und trotzdem ist ebenso selbstverständlich jede Trommel von der Snare bis zur Stand Tom mit sensationeller Präzision und atemberaubender Plastizität hörbar. Diese grandiose Griffigkeit erleben wir auch bei den anderen Instrumenten. Bei den Keyboards hören wir mit Leichtigkeit die herrlichen Akkord-Ajoutierungen, mit denen Ted Baker den Song harmonisch würzt. Das gelingt ihm auch durch das Schillern seines Rhodes-Pianos, das Baker clever in der Intensität variiert – und selbst diese subtilen Abstufung bildet die Kore mit Leichtigkeit ab. Wir hören ebenso jeden Tastenanschlag mit dem Auftreffen der Gummihämmerchen auf die Stimmstäben. Es ist diese Detailfülle, die uns bei einem Musikinstrument das Wie-echt-Gefühl vermittelt. Von dieser superben Abbildung der Kore profitiert jedes Instrument – und damit wir als Hörer: Alle Musiker dieses Top-Ensembles bringen ihr stupendes Können ein, brillieren mit harmonischen und spieltechnischen Finessen – …
Als könnte es nicht anders sein
… und wir Staunen als Quasi-Anwesende im Studio über diese grandiose Virtuosität und den überbordenden Reichtum an Einfällen. So komplett wie mit der Kore haben wir diese Vielschichtigkeit des Song noch nicht gehört. Erst jetzt wird uns vollends bewusst, was Studio-As Donald Fagen hier alles verpackt hat – und zwar so clever, dass alles trotzdem wie selbstverständlich klingt. Diese Selbstverständlichkeit ist geradezu der Kern der Kore: Sie bildet das Großaufgebot an Musikern präzise und stimmig ab, zum vollendeten Timing kommt eine im Groben wie Feinen fabelhafte Dynamik. So klingt die Wiedergabe herrlich entspannt, schlüssig und natürlich – als könnte es gar nicht anders sein. Dazu trägt natürlich auch die herausragende Basswiedergabe bei. Die Kore trumpft nicht mit einem alles überbietenden Tiefton auf, sondern bewahrt hier eine exzellente Balance. „Security Joan“ ist für Freddie Washingtons volumenreichen, tief in den Frequenzkeller reichenden Bass bekannt, auch deshalb haben wir diese Aufnahme gewählt.
Mächtige Leichtigkeit im Bass
Die Kore gibt diesen Bass nun genauso wieder, wie er klingen muss: Er hat immensen Druck, er besitzt eine unerschütterliche Tragkraft, ist aber eben nicht überüppig und erweist sich bei aller Sattheit nicht als träge, sondern als verblüffend agil. Dadurch bleibt neben der Balance auch die Transparenz des Gesamtsounds erhalten. Hier wird nichts verdeckt oder übertönt. Und da die Kore reichlich Kraft, Hub, Membrangröße und Korpusvolumen vereint, ist dieser Bass eine einzigartige Mischung aus Macht und Leichtigkeit. Wow! Großartig ist auch die Stimmdarstellung: Donald Fagens Gesang ist knifflig, in manchen Wiedergaben erscheint er deshalb zu plakativ, die Stimme klingt leicht verschliffen oder löst sich schlecht von den Boxen. Hier steht Fagen wie selbstverständlich vor uns, mittig und in Front der Band, sein Gesang hat eine herrliche Natürlichkeit. Das gilt auch für den dahinter postierten, perfekt im Stereo-Panorama verteilten Background-Chor: Wir können jeder Stimme in ihrem Verlauf mit allen Finesse folgen.
Mit Patricia Barber am Klavier
All diese Meriten, insbesondere die Natürlichkeit der Wiedergabe, bestätigen sich beim weiteren Musik-Parcours, durch den wir die Kore schicken – angefangen bei intimer Jazztrio-Besetzung bis hin zum orchestralen Großformat. Bei Patricia Barbers Interpretation von „The Thrill Is Gone“ genießen wir nun insbesondere das Klavier: Mit seinen 88 Tönen, die großenteils zwei- und dreichörig besaitet sind, stellt dieses Tasteninstrument einen Klangkosmos für sich da – und den präsentieren uns Barber als Pianistin und die Kore als Wiedergabeinstrument in Vollendung: Bei dieser ruhigen und luftigen Version erleben wir noch intensiver als zuvor bei Ted Bakers Rhodes-Piano die ganze Materialität eines Klaviers: Das touchieren der Tasten durch die Finger, das Auftreffen der Hämmerchen auf den Saitenchören, die Anregung des Resonanzbodens, das Schwingen der Saiten, deren Klangfarbe sich durch das Interagieren beständig verändert – uns ist, als säßen wir neben Patricia Barber auf dem Klavierhocker und sähen ihr beim Spielen förmlich auf die Finger.
Gänsehaut im Opernhaus
Zum Test-Finale sorgt die Kore nun im Opernhaus für großes Klang-Kino. Wir hören aus Rossinis Oper „Zelmira“ die Abschluss-Arie „Riedi al soglio“ mit Joyce DiDonato und dem Orchestre De L’Opéra De Lyon. Gleich das eröffnende Instrumental-Tutti ist ein Erlebnis: Der Klangkörper spielt diesen fanfarenartigen Beginn ansatzlos und auf den Punkt im Fortissimo – und wir werden mit großorchestraler Macht in den Sessel gedrückt. Uff! Wir haben für unseren Opern-Besuch die Lautstärke deutlichst erhöht, damit die Kore ihre Kraft und Dynamik auch bei sattesten Pegeln zeigen kann – und das vollführt sie ohne jeglichen Kompressionseffekt souverän und gelassen, während uns diese Power und Plötzlichkeit schwer beeindruckt: Ja, so klingt ein vollbesetztes Orchester im Konzertsaal! Mit ihrer Paarung aus superber Räumlichkeit, Plastizität und Auflösung beeindruckt die Kore hier im ganz großen Maßstab: Wir erleben das Orchester als Klangkörper, bei dem wir jede Gruppe und jedes Instrument präzise hören und verorten können.
Glanzvolle Gala in der Opera De Lyon
Vor diesem Orchester intoniert nun Joyce DiDonato „Riedi al soglio“ – doch schon vor ihrem eigentlichen Einsatz haben wir die erste Gänsehaut: In der kurzen Orchesterpause hören wir, wie DiDonato leise einatmet. Die Weltklasse-Sopranistin scheint direkt vor uns zu stehen! Diese physische Gegenwärtigkeit unterstreicht sie nun mit einer spektakulären Demonstration ihres Könnens: DiDonato feiert mit allen Facetten der Vokalkunst den glücklichen Ausgang des Dramas, sie singt mit betörender Weichheit, verführerischem Schmelz, vollführt mit Leichtigkeit akrobatische Koloraturen und Tonsprünge – und wir sitzen aufgrund dieses geradezu immersiven Erlebnisses wie gebannt, zumal zum Finale hin auch noch Zelmiras Mitstreiter und der Chor einsteigen und dadurch die Livehaftigkeit dieser Wiedergabe abermals intensivieren. Wir schließen die Augen: So ist die Illusion perfek – und wir erleben auf den besten Plätzen einen glanzvollen Opernabend im Festsaal der Opera De Lyon.
Fazit
Dali hat bei der Kreation der Kore weder Kosten noch Mühen gescheut, so gut wie alles neu- und weiterentwickelt, ohne die Trademarks preiszugeben – und dieser Aufwand hat sich geloht: Die Kore ist ein High End-Lautsprecher der Superlative. Dies beginnt beim herrlich geschwungenen Ausnahme-Design, setzt sich bei der perfekten Material- und Fertigungsqualität fort und wird durch eine Wiedergabe mit überragender Klangkultur vollendet. Die Kore besitzt dank ihrer superben Räumlichkeit und Plastizität eine geradezu immersive Imaginationskraft, die die reale Gegenwart vergessen macht. Dank ihrer hochgradigen Impulstreue, Akkuratesse und Präzision beeindruckt sie mit atemberaubender Dynamik, perfektem Timing und einer bis in den Bass absolut stimmigen Wiedergabe. Dieser Bass verblüfft geradezu mit seiner mächtigen Leichtigkeit, die das balancierte Klangbild abrundet und die überragende Klarheit und Transparenz bis in die tiefsten Frequenzen bewahrt. So bietet diese skulpturale Referenz eine Wiedergabe, die natürlich und wie selbstverständlich erscheint – als könnte es nicht anders sein. Chapeau!
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Luxury-Klasse
Preis/Leistung: angemessen
Technische Daten
Modell: | Dali Kore |
---|---|
Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 90.000,00 € / Paar |
Garantie: | 2 Jahre (5 Jahre nach Registrierung) |
Ausführung: | - Front und Sockel: Schwarz - Korpus: Amara-Ebenholz |
Vertrieb: | DALI GmbH, Bensheim +49 6251 8079010 www.dali-speakers.com/de |
Abmessungen (HBT): | 1.675 x 448 x 593 mm |
Gewicht: | ca. 150 kg / Stück |
Prinzip: | 3,5 Wege, passiv, Bassreflexabstimmung, Bi-Wire |
Impedanz: | 4 Ω |
Hochtöner: | EVO-K Hybrid-Hochtonmodul: - 1 x 35 mm, Kalotte, Gewebe-Membran) - 1 x 55x10 mm (Magnetostat) |
Mitteltöner: | 1 x 180 mm (Konus, Holzfasermembran) |
Tieftöner: | 2 x 290 mm, Konus (Holzfasermembran) |
Frequenzgang: | 26 Hz - 34 kHz (Herstellerangabe) |
Übergangsfrequenz: | 390 Hz / 2.100 Hz / 12.000 Hz (Herstellerangabe) |
Wirkungsgrad: | 88 dB (Herstellerangabe) |
Empfohlene Verstärkerleistung: | 50 - 1.500 W |
Empfohlene Raumgröße: | 40 - 200 m² |
Lieferumfang: | - Dali Kore - magnetische Lautsprecherabdeckungen - 8 Spikes - 8 Spiketeller (magnetisch) - Anschluss-Klemmbrücken - Reinigungstuch - Transportrollen - Montagewerkzeug (5mm-Inbusschlüssel, 6-mm-Inbusschlüssel, 10-mm-Schraubenschlüssel) - Bedienungsanleitung (Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Japanisch, Chinesisch) - Brand Book - Kore-Produktinformationskarte |
Pros und Contras: | + einzigartiges geschwungenes Design + absolut cleane Anmutung dank unsichtbarer Schrauben und Fixierungen + perfekten Material- und Fertigungsqualität + technische Finessen in jedem Detail + überragende Klangkultur mit perfekter Balance + grandiose Klarheit und Transparenz + atemberaubende Räumlichkeit mit vorzüglicher Breiten- und Tiefenstaffelung + exzellente Plastizität + immersive Imaginationskraft + hochgradige Impulstreue, Akkuratesse und Präzision + superbe Fein- und Grobdynamik + perfektes Timing und Stimmigkeit + kraftvoller, tragender, tiefreichender Bass mit verblüffender Leichtigkeit + stimmige, natürliche, wie selbstverständlich klingende Wiedergabe + Homogenität auch bei geringen Lautstärken - hohes Gewicht |
Benotung: | |
Gesamtnote: | Empfehlung |
Klasse: | Luxury-Klasse |
Preis/Leistung: | angemessen |
Getestet mit: | - Vorverstärker/DAC: NAD M12 - Endverstärker: NAD M23 - Lautsprecherkabel: Audioquest Robin Hood Zero |