Home » Tests » Lautsprecherkabel HMS Concertato – Klang-Plus durch die letzten Kabelmeter
17. September 2023von Volker Frech
RedakteurDie Klangkette kann noch so gut sein: Wer beim finalen Kabelweg vom Verstärker zum Lautsprecher spart, verschenkt das Potenzial seiner Anlage. Welchen Unterschied ein erstklassiges, mit Know-how konzipiertes Lautsprecherkabel machen kann, beweist HMS mit dem Concertato – sogar noch auf den letzten Zentimetern.
Dass Kabel den Klang beeinflussen, wurde lange Jahre heftigst bestritten, heute hingegen ist die Relevanz anerkanntes HiFi-Allgemeinwissen Einer der Wegbereiter für die Erkenntnis und Anerkennung ist Hans Strassner: Als Physiker und Messtechnik-Spezialist hat der Ingenieur die Ein- und Wechselwirkungen von Netzkabeln und Signalleitern belegt und erforscht, wie diese Einflüsse minimiert werden können. Mit diesem Know-how hat sich Strassner 1993 als Kabelanbieter etabliert – und seither genießt HMS in der HiFi-Branche einen hervorragenden Ruf als Spezialisten für Signalleiter und Netzfiltertechnik. Mit diesem rein wissenschaftsbasierten Ansatz ist auch das Concertato konzipiert: Das Lautsprecherkabel hat 2009 das Erfolgsmodell „In Concerto“ abgelöst – und ist längst selbst ein Klassiker im Kabel-Portfolio von HMS, weil es Top-Technik und erstklassige Qualität zu einem vernünftigen Preis bietet. Schauen wir uns an, was dieses Kabel auszeichnet.
Charakteristische Kästchen: Spleiß und Zobelglied
Ein Blick auf das Concertato genügt, um zu wissen: Dies ist ein HMS-Lautsprecherkabel. Hierfür sorgen die charakteristischen Kästchen: Hin zu beiden Enden ist das Concertato mit den typischen Kirschholz/Acryl-Gehäusen bewehrt, die jedes Lautsprecherkabel der Leverkusener Manufaktur auszeichnet. Das kleinere Kästchen am verstärkerseitigen Ende des Kabels ist hier ein reiner Anschluss-Spleiß. Er dient also der mechanisch hochrobusten Überführung des einzelnen Kabels in zwei Endstücke für den Plus- und Minus-Anschluss. Das größere Kästchen am lautsprecherseitigen Ende birgt über den Spleiß hinaus auch ein Zobelglied. Dies ist eine kleine Schaltung, die aus einem Widerstand (R) und einem Kondensator (C) besteht und deshalb auch RC-Glied genannt wird. Es bewirkt eine gezielte Bedämpfung hoher Frequenzen, bei denen Lautsprecher, Kabel und Verstärker im Zusammenwirken einen unerwünschten Schwingkreis ergeben. Dagegen sind die meisten Verstärker zwar mit einer Pi-mal-Daumen-Schaltung gefeit, das Zobelglied des Concertato hingegen ist genau auf das Kabel abgestimmt und kann so gezielt den Leitereinfluss ausgleichen.
Gezielte Gegenmaßnahmen
Ein Lautsprecherkabel selbst ist nämlich generell nicht neutral: Es hat, bedingt durch seinen Aufbau, eine gewisse Induktivität, es verhält sich also wie eine kleine Spule. Spulen stellen einen frequenzabhängigen Widerstand dar und reagieren zudem träge auf Stromänderungen. Da das Musiksignal im Prinzip ein Wechselstrom ist, erweist sich der Spulen-Effekt des Kabels grundsätzlich nachteilig für das gesamte Musiksignal und insbesondere für den Hochton. Also gilt es, das Kabel so zu konzipieren, dass es möglichst niederinduktiv ist. Wichtig ist zudem, dass die Streufeldverluste minimiert werden: Durch den Stromfluss erzeugt das Kabel selbst ein Magnetfeld, welches Einbußen verursacht. Überdies ist es vorteilhaft, das Kabel so aufzubauen, dass Skin-Effekte vermieden werden: mit höher werdender Frequenz fließt das Signal nicht mehr durch den gesamten Leiterquerschnitt, sondern zunehmend durch den äußeren Bereich. Deswegen ist das Concertato als Kabel aus 14 Leitungen aus sauerstofffreiem Kupfer in Spezial-Verseilung konzipiert, die niederinduktiv sind und Skineffekte sowie Streufeldverluste minimieren.
Spitzen-Stecker mit Bedien-Clou
Dieses Kabel weist einen aktiven Querschnitt von 6,65 Quadratmillimetern auf und durchmisst insgesamt über acht Millimeter. Durch den schwarzen, hochrobusten und zugleich elastischen Polyurethan-Mantel besitzt das Concertato eine angenehme Flexibilität und lässt sich gut verlegen. Das trägt ebenso zum Komfort bei wie die abschließenden Stecker: Hier setzt HMS auf exzellente WBT-Winkelbananen aus der nextgen-Serie. Sie ermöglichen mit minimiertem Metallanteil maximale Klangneutralität. Die 24-Karat-Vergoldung der metallenen Kontaktflächen geschieht nicht galvanisch, sondern durch physikalische Gasphasenabscheidung. Hierdurch gelingt die Beschichtung homogener und funktioniert dadurch elektrisch verlustärmer. Der Bedien-Clou dieser Stecker ist nun der Drehknopf am Steckerkopf: Mit ihm treibt man eine Spindel mitten in den Steckerstift hinein, wodurch er sich spreizt. So klemmt der Stift schließlich absolut fest in der Polklemmen-Buchse. Dies sorgt für einen konstanten hohen Kontaktdruck. Hierdurch wird dauerhaft-zuverlässig der Übergangswiderstand gering gehalten, was der klanglichen Performance zugute kommt. Möchte man keine Bananenstecker, konfektioniert HMS das Concertato alternativ mit Kabelschuhen.
Freie Längenwahl, Single- oder Bi-Wiring-Abschluss
Das so mit viel Know-how konzipierte Concertato fertigt HMS nun in verschiedenen Längen und Ausführungen. Das kürzeste Kabel misst eineinhalb Meter, nach oben hin setzt der Kunde die Grenze: Als Manufaktur produziert HMS das Concertato auch in Wunschlänge. Dazu ist das Kabel wahlweise in der Single-Wiring-Version oder, gegen Aufpreis, in der Bi-Wiring-Variante erhältlich. Dann ragen aus dem Zobelglied am lautsprecherseitigen Ende des Kabels vier Endstücke samt Stecker. Dies verwandelt das Concertato nun aber natürlich nicht in ein Bi-Wiring-Kabel, verstärkerseitig ist es ja nach wie vor für Single-Wiring ausgelegt. Stattdessen dient diese Lösung als hochwertiger Brückenersatz bei Lautsprechern, deren Anschlussterminal getrennte Polklemmen für Hoch- und Tiefton bietet. Die originalen Brücken sind hier nämlich oft von klanglich bescheidener Qualität. Ob nun in Single- oder in Bi-Wiring-Ausführung: Das Concertato passt bei allen Lautsprechern mit einem Polklemmenabstand von 20×20 bis 80×80 Millimeter und sollte damit eigentlich für jeden Lautsprecher geeignet sein.
Das HMS Concertato im Praxis-Test
Was bewirkt das HMS Concertato nun in der Praxis? Für die Beantwortung dieser Frage fangen wir erst mal ohne den Testkandidaten an und verbinden den Verstärker und die Lautsprecher unserer Klangkette mit einem sehr einfachen Kabel. Als Spielpartner stehen von Accustic Arts der Player III und der Power III Phono bereit, die Schallwandlung übernehmen zwei Audio Physic Avanti. So spielen wir Give It Up To Love“ von Mighty Sam McClain zu. Der charismatische Bluessänger hat diese Ballade mit vierköpfiger Begleitband eingespielt. Es klingt schon jetzt ausgesprochen gut. Nun wechseln wir zum Concertato. Das Kabel ist sofort startklar, weil HMS es bereits eingespielt liefert. Prima! Bereits die Verkabelung liefert den ersten Zugewinn: Stak das einfache Kabel doch ziemlich leichtgängig in den Klemmen, so sitzt das Concertato nach Einführen der Steckerstifte in die Buchsen und ihrer Spreizung durch den Schraubmechanismus absolut fest. Diese verlässliche und kontaktsichere Verbindung ist einfach top!
Mehr Materialität, größere Dynamik
Kaum starten wir „Give It Up To Love“ erneut, beginnt das Staunen: Gleich der Einstieg klingt ganz anders – dabei eröffnet allein Drummer Lorne Entress den Song und spielt anfangs einzig ein Pattern auf seiner Hi-hat samt sogenannter Rim Clicks, also speziellen Schläge auf den Snare-Rand. Doch die Berührungen der Sticks mit dem Becken und dem Spannreifen der Snare klingen nun viel crisper und vitaler, wir hören deutlicher die Materialität der hölzernen Schlägel sowie der metallenen Becken und der stählernen Snare-Hardware. Auch die Einbettung in den Hall ist nun eindrucksvoller, weil wir mehr Reflexionen des Raums wahrnehmen. Zugleich wirkt bereits jetzt die Wiedergabe offener und weiträumiger. Was für ein Unterschied! Dieser erstaunliche Zugewinn wird durch das Hinzutreten der Mitspieler zum Hochgenuss. Kevin Barrys melodische Einleitung auf der unverzerrten Gitarre bietet beim Saitenanschlag mehr Attack, sein Spiel ist dynamischer und dadurch lebendiger. Die Gitarre wirkt so einfach griffiger und gegenwärtiger.
Mehr Tragkraft und Transparenz
Diese Pluspunkte gelten ebenso für die anderen Instrumente. Dazu kommt eine größere Klarheit: Erschien zuvor das Keyboard eher als grundierender Klangteppich, so nehmen wir nun deutlich das charakteristische Schillern der Hammond B-3-Orgel war – auch dies befördert den Wie-echt-Eindruck der Wiedergabe. Beim Bass bemerken wir eine größere Konturiertheit, aber ebenso besitzt er mehr Tragkraft: Die langen Liegetöne von Michael Rivard bieten so ein herrlich festes Fundament. Auch Frontmann Mighty Sam McClain profitiert vom Kabelwechsel. Mit dem Concertato gewinnt sein eh schon charismatischer Gesang an Intensität. Seine volltönende, leicht raue und je nach Tonlage leicht knödelige Stimme, mit der er mal sinniert, mal seufzt, mal fleht, ist so noch faszinierender. Dieser Mann lebt, was er singt, und diese Inbrunst erfahren wir nun noch direkter. Dabei kommt ihm auch die größere Transparenz und Definiertheit der Wiedergabe zugute: Jeder der Musiker kann sich freier entfalten, jedes Instrument kommt besser zur Geltung.
Entdeckungsreise
Wie zeigen sich diese Unterschiede im musikalischen Großformat? Dafür gehen wir in die Londoner Henry Wood Hall, hier stehen Cecilia Bartoli und die Academy Of Ancient Music auf der Bühne und interpretieren die berühmte Händel-Arie „Lascia ch’io pianga“. Zuerst hören wir diese Klage der Almirena wieder mit den einfachen Lautsprecherkabeln, danach mit dem Concertato. Auch diesmal ist der Unterschied frappant: Wir registrieren von Anfang an die Atmosphäre des weiträumigen Saals, den Klang des Raums: Dies verstärkt den immersiven Charakter der Wiedergabe. Wieder zahlt sich diese größere Transparenz aus – hier gleich für Bartoli bei ihrem Einsatz: Wirkte ihr eröffnendes „Lascia“ vorher etwas zu behutsam, so ist es nun berührend. Auch die Instrumente gewinnen an Präsenz. Das ist ein umso größerer Genuss, da das Orchester auf historischen Instrumenten oder Nachbauten spielt und wir deren außergewöhnlichen Klangcharakter, etwa das herrlich silbrige Cembalo oder die sonore Theorbe, nun erst so richtig entdecken können.
Plus auf den finalen Zentimetern
Auch hier ist die Abbildung offener und weiträumiger, das macht die Erkundung des Orchesters und die Verortung der Gruppen und Einzelinstrumente umso leichter. Auch hier erleben wir eine bessere Dynamik und eine größere Basskraft – und sie bewirkt auch emotional einen größeren Tiefgang: Die erhaben absteigende Bassfigur, welche die erste und zweite Phrase des Gesang verbindet, war vorher kaum wahrnehmbar. Jetzt sorgt sie dafür, dass uns bei Almiras Bitte, ihre verlorene Freiheit beweinen zu dürfen, warm ums Herz wird. Was so ein Kabel bewirken kann … Das denken wir uns gleich noch ein zweites Mal, als wir den Bi-Wiring-fähigen Lautsprecher Wharfedale Aura 2 anschließen und hier das Concertato erst im Single-Wiring-, dann im Bi-Wiring-Modus betreiben, womit es die Original-Brücken ersetzt. Es geht hier um wenige Kabel-Zentimeter, auf denen das Signal zu den Hoch- und Tiefton-Klemmen transportiert wird – doch selbst hier erleben wir ein Plus an Präsenz und Transparenz. Verblüffend!
Fazit
Erstaunlich, was ein Kabel bewirken kann … – das zeigt uns in frappanter Deutlichkeit das HMS Concertato. Es reduziert auch dank seiner Verseilung und seines Zobelglieds die prinzipiellen Schwachpunkte eines Lautsprecherkabel – und minimiert damit die Signalverluste. So gewinnt die Wiedergabe an Dynamik und Auflösung. Dies zeigt sich auch in einem Zugewinn an Präsenz und Definition, an Plastizität und Räumlichkeit. Zudem erleben wir mit dem Concertato einen robusteren Grundton wie auch einen voluminöseren, zugleich konturierteren Bass. Dieser klangliche Zugewinn ist im Bi-Wiring-Anschlussmodus sogar noch auf den letzten Zentimetern erfahrbar. Die erstklassigen Stecker, die mit ihrem Spreizmechanismus für festen Halt und besten Kontakt sorgen, runden das Performance-Plus ab. Überdies ruft HMS für das Kabel einen vernünftigen Preis auf. Deshalb können wird das HMS Concertato besten Gewissens empfehlen.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Branislav Ćakić
Preis/Leistung: gut
96 of 100
100 of 100
97 of 100
Technische Daten
Modell: | HMS Concertato |
---|---|
Produktkategorie: | Lautsprecherkabel |
Preis: | Mono Single-Wiring-Terminal: - 1,50 m: 570,00 € - 2,00 m: 620,00 € - 2,50 m: 670,00 € - 3,00 m: 720,00 € - 4,00 m: 820,00 € - jeder weitere Meter: 100,00 € - Bi-Wiring-Terminal auf Lautprecherseite: 108,00 € |
Garantie: | 5 Jahre bei Registrierung |
Ausführung: | - Mantel: Schwarz - Konfektionierung: Winkelbananen-Stecker (WBT 0610 CU nextgen) oder Kabelschuhe (6/8 mm) - lautsprecherseitiges Terminal: Single- oder Bi-Wiring |
Vertrieb: | HMS Elektronik +49 2171 734007 www.hmselektronik.de |
Abmessungen: | - Außendurchmesser: 8,2 mm - Länge: 1,00 m / 1,5 m / 2,00 m / 2,50 m / 3,00 m / 4,00 m sowie größere Kabellängen geeignet für Single- und Bi-Wiring Lautsprecher mit Polklemmenabstand von 20x20 mm bis 80x80 mm |
Gewicht: | 1,0 kg (5 m-Ausführung) |
Aufbau: | - 14 Leitungen aus OFCu (sauerstofffreiem Kupfer) - spezielle skineffektunterdrückende, induktionsstreufeldarme Verseilung - Dielektrikum: trittfester 0,1 mm starker Folienwickel - Mantelmaterial: Polyurethan, abrieb- und flammfest |
Aktiver Querschnitt: | 6,65 mm² |
Stecker/Konfektionierung: | - Winkelbananen-Stecker (WBT 0610 CU nextgen, klemmbar durch Mitteldorn, 24 Karat Direktvergoldung via PVD [WBT-PlasmaProtect]) - alternativ: Kabelschuhe (6 mm oder 8 mm) |
Lieferumfang: | - HMS Concertato - Torx-Winkelschraubendreher T6 (bei Ausstattung mit Winkelbananen-Steckern) - Garantie-Urkunde - Transportkoffer |
Pros und Contras: | + mehr Details, bessere Auflösung + Zugewinn an Dynamik + voluminöserer Bass und Grundton + Zugewinn an Präsenz, Plastizität und Räumlichkeit + vitalere, stimmigere Wiedergabe + Laufrichtungsmarkierung + Wahlweise für Single- oder Bi-Wiring-Terminals erhältlich + exzellente WBT-Stecker + fester Sitz der Bananenstecker durch einschraubbaren spreizenden Mitteldorn + Kabel bereits vom Hersteller eingespielt + erstklassige Verarbeitung + robustes, aber trotzdem flexibles Kabel mit kleinem Biegeradius |
Benotung: | Empfehlung |
Preis/Leistung: | angemessen |
Getestet mit: | - CD-Player: Accustic Arts Player III - Lautsprecher: Audio Physic Avanti - Signalkabel: Audioquest Black Beauty XLR - Netzkabel: Audioquest Monsoon |