Home » Tests » Buchardt Audio I150 – Digitale Zukunft mit analogem Feeling
21. Januar 2024von Philipp Schneckenburger
ChefredakteurBuchardts Vollverstärker I150 möchte die Vorteile moderner Digitaltechnik auch an passiven Lautsprechern erlebbar machen. Dafür vereint der Dänische Hersteller leistungsstarke DSP-Komponenten mit einem hauch analogen Flair. Im Praxistest schauen wir uns an, ob diese Rechnung aufgeht.
Üblicherweise bedeutet „Das ist mal was anderes“ nicht unbedingt etwas gutes. Oft ist damit viel eher gemeint: „Das will ich nicht zu Hause haben!“. Beim Buchardt Audio I150 ist jedoch genau das Gegenteil der Fall. Viel eher kann der Vollverstärker als Paradebeispiel für ein gelungenes, modernes Design gelten, das Minimalismus mit Finesse und Eleganz vereint. Dabei entfernt sich die Designabteilung des dänischen Herstellers gar nicht mal so weit von den seit Jahrzehnten geltenden Grundlagen des Verstärkerbaus. Ein runder Drehregler, eine Reihe von wählbaren Quellen und ein rechteckiges Gehäuse. Die Art, wie Buchardt diese Elemente aber ein- und umsetzt, ist wirklich gelungen und, ganz ohne Doppeldeutigkeiten, irgendwie anders. Die Grundform des I150 ist prinzipiell der typische Quader, wobei aber bereits die Materialstärke der Aluminiumteile beachtlich ist. Deckel und Front bestehen aus einem einzigen, L-förmigen Teil mit rechten Winkeln und ebenen Oberflächen.
Schwarze Schönheit
Deckel und Front ragen dann einige Millimeter über das eigentliche Gehäuse hinaus, was verhindert, dass der I150 zu klobig wirkt. Auch die Lüftungsöffnungen an den Seiten bekommen so ein wenig Freiraum garantiert, um stets im optimalen Temperaturfenster zu bleiben. Das Design der Front ist dann klar funktionell gestaltet, bleibt dabei aber trotz einer eigentlich recht großen Zahl von Anzeigen, erfreulich aufgeräumt. Eine Modellbezeichnung findet man hier nicht. Einzig der in den Deckel eingefräste Firmenname weist den Verstärker als Buchardt aus. Dominiert wird die tiefschwarze Frontplatte dann vom großen, aber recht flachen Drehregler mit seinem äußeren Ring in dunklem Grau. Genau wie das Gehäuse selbst wirkt er recht massiv und unterstreicht diesen Eindruck mit seinem wunderbar sanften Lauf, der genau das richtige Maß an Widerstand bietet. Wirklich alles am I150 wirkt sowohl optisch, wie auch haptisch einfach wunderbar massiv, stabil und enorm wertig.
Strahlemann
Flankiert wird der das Potentiometer von zwei kleinen Tasten. Auf der linken Seite lässt sich der I150 zum Leben erwecken, oder in den Standbymodus schicken. Rechts erlaubt der Knopf, der beim Betätigen ein sattes mechanisches Klicken von sich gibt, die Auswahl der gewünschten Quelle. Diese wird mit einer hellen, weißen LED angezeigt, und auch auf der gegenüberliegenden Seite der Front findet sich eine entsprechende Phalanx an Dioden. Dort dienen sie allerdings zur Verdeutlichung der ausgewählten Lautstärke. Je mehr LEDs dort aufleuchten, desto mehr Leistung generieren die Endstufen des Vollverstärkers. Anders als bei der Quellenanzeige, erlöschen diese allerdings nach kurzer Zeit wieder, um den optischen Gesamteindruck des I150 nicht zu stören. Auch die Tatsache, dass sich bestimmte Funktionen und Einstellungen mit Gedrückthalten der Tasten zu bestimmten Zeitpunkten auswählen lassen, ist dahingehend eine gute Entscheidung der Design- und Entwicklungsteams von Buchardt.
Aktiv geworden
Beim äußeren Erscheinungsbild hört es mit der Modernisierung des Verstärkerkonzeptes allerdings nicht auf. Auch der generelle Grundsatz des I150 ist ein wenig anders gewählt, als bei typischen High End Geräten. Prinzipiell soll Buchardts Vollverstärker nämlich die Möglichkeiten und Techniken der Aktivlautsprecher der Marke auch für passive Schallwandler nutzbar machen. Eine interessantes und relevantes Konzept, denn moderne Aktivlautsprecher entwickeln sich immer mehr zum Standard für die moderne Wohnzimmerunterhaltung. Unter anderem wegen der technischen Vorteile, die die Verschmelzung von Lautsprecher und Verstärker bringen kann. Das beinhaltet beispielsweise die Anpassung an den Raum, immense Leistung, wie auch einen Fokus auf moderne HiRes-Quellen. Der I150 setzt dafür also auf einen digitalen Kern mit einem cleveren DSP, kraftvollen Class-D-Endstufen und einer leistungsstarken DAC-Plattform. Der Klang soll dabei allerdings auf keinen Fall emotionslos werden, weshalb Buchardt seine digitale Kompetenz mit analogem Flair verbindet und im I150 eine klassische, analoge Vorstufenschaltung einsetzt.
Elektrik-Trick
Machen wir also eine kleine Reise durch die verschiedenen Stufen, die ein Song beim I150 durchläuft. Basis für alles ist zunächst die Stromversorgung. Dafür setzt Buchardt gleich zwei separate Netzteile ein. Ein kleineres Schaltnetzteil für die digitalen Komponenten und ein großes Lineares Netzteil mit Ringkerntrafo, um die analogen Schaltungen, inklusive dem DAC, vor hochfrequentem Rauschen zu schützen. Die Musik kann dann auf verschiedene Arten an den I150 übertragen werden. Vornehmlich wären das die digitalen Inputs in koaxialer und optischer Form, mit einem USB-B-Port als Krönung. Die direkte Verbindung mit dem Smartphone schafft eine Bluetooth-Schnittstelle, die, dank Unterstützung für die aptX Codecs Classic und HD, auch eine verlustfreie oder hochauflösende Übertragung ermöglichen. Außerdem kann Bluetooth genutzt werden, um den I150 mit der Buchardt App zu kontrollieren und verschiedene weitere Funktionen zu nutzen, auf die wir noch eingehen. Ein analoger Cinch-Anschluss rundet das Angebot an Eingängen dann ab.
Buchardt Audio I150 – Digitaler Zauber für optimalen Sound
Lange bleibt es dann aber nicht analog, denn das DSP des I150 nimmt schnell die Zügel in die Hand. Damit wird beispielsweise das recht umfangreiche Subwoofer-Management des Vollverstärkers möglich, das neben den passenden Trennfrequenzen auch gleich die Phase des Tieftonlieferanten kontrollieren kann. Mit der LLE genannten Loudness-Korrektur lassen sich dann außerdem Bass und Hochton für die Wiedergabe mit niedrigen Pegeln optimieren. Auch ein umfangreicher Equalizer ist in der App aufrufbar, der deutlich mehr bietet, als das typische hoch- oder runterziehen einzelner Punkte im Frequenzband. Damit man sich bei den verschiedenen Möglichkeiten nicht verrennt, empfiehlt Buchardt allen Nutzern zunächst das Einleitungs-Video des Herstellers auf dessen Homepage oder direkt auf YouTube anzuschauen, wo alle wichtigen Features erklärt werden. Noch einfacher macht es dann aber die automatische Raumeinmessung des Systems mit Hilfe des eigenen Smartphones.
Standortfrage
Durch einen kurzes Messprozedere, während dessen man sich mit dem Smartphone in der Hand durch das Zimmer bewegt, erfasst die App die Eigenheiten des Raumes und passt den Frequenzgang so an, dass Raummoden vermieden werden. Einmal erfasst, wird die Korrektur an den Verstärker übertragen und anschließend bei der Wiedergabe angewandt. Ein tolles Feature, dass allerdings bisher ausschließlich iPhone Nutzern vorbehalten ist. Android- und auch iPad-User benötigen stattdessen das kabellose ZEN Mikrofon des Herstellers, was schade, aber technisch nachvollziehbar ist. Eine Kalibrierung jedes Mikrofon von jedem Smartphone-Hersteller, wäre etwas viel verlangt. Abseits der Klangregelung bietet Buchardts App aber auch generelle Funktionen, wie die Quellen- und Lautstärkewahl. Ist dass Signal dann nach Wunsch angepasst, schlägt die Stunde des DACs, dem der Hersteller ebenfalls große Aufmerksamkeit zukommen ließ. Während viele Firmen in Vollverstärkern gerne die etwas kostengünstigeren Plattformen nutzen, greift Buchardt für den I150 zur Referenzklasse.
HiRes-Elite
Den hier genutzten ES9028Pro DAC-Chip findet man üblicherweise eher in hochwertigen (sprich kostspieligen) stand-alone Digital-Analog-Wandlern. Ihn in einem Vollverstärker vorzufinden, ist durchaus ungewöhnlich, aber sehr willkommen, denn die Sabre Pro Chips des Halbleitergiganten ESS gehören zu den besten momentan erhältlichen DACs auf dem Markt. Per USB verarbeitet der I150 damit PCM-Signale bis hinauf zu 768 Kilohertz bei 32 Bit, ebenso wie DSD512. Die nachfolgende Vorverstärkung erfolgt dann erst in der analogen Domäne, wodurch der volle Dynamikumfang erhalten bleibt. Die eigentlichen Leistungsentwicklung übernehmen dann die verbauten Class-D-Endstufen von Hypex. Lautsprecher, die an den festen Schraubklemmen auf der Rückseite angeschlossen sind, können dann mit bis 150 Watt bei acht Ohm, oder satten 300 Watt bei vier Ohm Impedanz angetrieben werden. In Anbetracht der hier eingesetzten Bauteile, den Möglichkeiten und der allgemein hohen Verarbeitungsqualität, erscheinen die für den I150 aufgerufenen 2.500 Euro Kaufpreis mehr als fair.
Schnell justiert
In unserem Hörraum darf sich I150 mit einem kompakten High-Performance-Streamer zusammentun, der ihn per USB mit den passenden Datenströmen versorgt. Am anderen Ende der Kette darf der Verstärker seine Kraft an ein Paar KEF LS50 abgeben. Bevor die Show beginnt, mache ich mich allerdings mit der App vertraut. Buchardts Bedienprogramm ist erfreulich übersichtlich aufgebaut und alle Schaltflächen besitzen angenehme Größen. Im Hauptmenü lassen sich die verfügbaren Quellen aufrufen, die Lautstärke anpassen und die Bluetooth-Verbindung einschalten. Ein weiteres Menü ist der LLE-Funktion vorbehalten während das letzte Menü die Raumeinmessung und Equalizing-Einstellung beherbergt. Letztere bietet, wie bereits erwähnt, sehr umfangreiche Möglichkeiten mit verschiedenen Filtern, dem Auswählen genauer Frequenzen, der Anpassung der Filtergüte und natürlich des Gain. Das alles lässt sich hier bequem justieren und die App im allgemeinen ist wirklich gelungen. Allerdings ist die Reaktion teilweise ein wenig zäh und für grundlegende Dinge ist die Fernbedienung einfach unkomplizierter.
Konzentrierte Coolness
Mit punktgenauen und herrlich knackigen Drums eröffnet der I150 seine Vorstellung von Leo Sidrans „Cool School“. Auch bei kleineren Percussions wie Schellen und Glocken, akzentuiert der Verstärker sein Spiel mit toller Dynamik und einer schönen Definition. Ein Charakterzug, der sich durch den gesamten Hörtest zeihen wird. Sämtliche Elemente einer Aufnahme stellt er klar und erkennbar dar. Er lässt das Klangbild nicht verschwimmen, sondern gesteht allen Instrumenten und Effekten den nötigen Raum ein, ohne ins analytische abzudriften. So schiebt er eine kräftige, Bassline mit fülligem Körper nach vorne, während die leicht verzerrten Gitarren ebenfalls eine schöne Plastizität mit auf den Weg bekommen. Auch die begleitende Orgel wird gut aufgelöst, erscheint körperhaft und bekommt die typischen, leicht metallischen Obertöne spendiert, die für eine gute Natürlichkeit sorgen. Bei den suaven Gesangsstimmen gibt sich der I150 ebenfalls keine Blöße und sorgt so für die namensgebende Coolness des Albums.
Platz gemacht
Direkt, lebhaft und spielfreudig geht der Vollverstärker nach vorne. Auch seine Raumaufteilung weiß zu gefallen. Während im hinteren Teil der Bühne sachte die Blechbläser vor sich hin musizieren, schnellen die Percussions flink aus der Dunkelheit des Hintergrundes an ihnen vorbei auf den Hörer zu. Bässe kommen tief, die Gitarren gut gestaffelt davor, während die Vocals das Zentrum dominieren. Der I150 präsentiert seine Bühne aufgeräumt, transparent und mit einer guten Ausdehnung in die Breite und nach vorn. Dem Soundtrack von „Metal Gear Solid 3“, wo sich traditionelle japanische Instrumente und klassisches Orchester vereinen, kommt dies ebenfalls sehr zu Gute. Mit mächtigem Donnern erfüllen hier große Trommeln den Raum, während helle Flöten und schnell aufspielende Streichersektionen klar und nicht minder dynamisch den Ton angeben. Mit guter Kontrolle behalten die Endstufen die Zügel in der Hand, lenken die Membranen der Lautsprecher schlagartig aus und bringen sie blitzschnell wieder zum stehen.
Feingefühl
Der I150 startet gespielte Noten mit kraftvollem Antritt, gefolgt von einem fülligen Körper mit gutem Durchzug und beendet sie mit einem sauberen Abschwingen. Dafür darf er gerne auch ein etwas Druck aufbauen, wobei es allerdings ein wenig so scheint, als hebe sich der Verstärker den Großteil seiner Kräfte für die obere Hälfte seiner Lautstärkeskala auf. Dafür erfüllt die analoge Vorstufe genau ihren Zweck und verleiht dem Spiel einen minimalen Hauch analoger Wärme. Genug für schöne Musikalität, aber nicht zu viel um feine Details zu begraben. Davon deckt der Wandler des Buchardt nämlich jede Menge auf. Mit zunehmender Abtastrate gelingt ihm dies sogar noch besser und bei der Wiedergabe von Tracks in DXD und DSD, vereint der I150 diese mit seiner tollen Dynamik, für ein wirklich packendes HiRes-Erlebnis. Die Kombination von analogen und digitalen Stärken, gelingt Buchardt mit dem I150 also wirklich ausgezeichnet.
Fazit
Mit dem I150 hat Buchardt Audio einen ausgezeichneten Vollverstärker für modernes Musikhören geschaffen. Damit ist nicht nur sein elegantes Design gemeint, sondern auch die Art und Weise, wie hier clevere Digitaltechnik mit analoger Musikalität kombiniert wird. Die Einstellungsoptionen und das Level an Kontrolle, die das integrierte DSP dem Nutzer an die Hand geben, eröffnet Möglichkeiten, die sonst nur aktuellen Aktivlautsprecher bieten. Dazu vereint der dänische Hersteller hier gekonnt die enorme HiRes-Kompatibilität seines Referenz-DACs, mit einer analogen Lautstärkeregelung und dem packenden Schub einer Class-D-Endstufe. Letztlich dienen diese technischen Finessen aber natürlich dazu, dynamischen, detaillierten und räumlichen Klang zu bieten. Wer erfahren will, wie hochwertiges HiFi in Zukunft aussehen wird, kann dies mit dem I150 schon heute.
Test & Text: Philipp Schneckenburger
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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Technische Daten
Modell: | Buchardt Audio I150 |
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Produktkategorie: | Vollverstärker |
Preis: | 2.500 Euro (für registrierte Besitzer von Buchardt Lautsprechern: 2.000 Euro) |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | Schwarz |
Vertrieb: | HiFiPilot, Eisingen 07232 3640155 www.hifipilot.de |
Abmessungen (H x B x T): | 80 x 370 x 310 mm |
Gewicht: | 10 kg |
Eingänge: | 1 x USB-B 1 x S/PDIF koaxial 2 x Toslink optisch 1 x Cinch Stereo - Bluetooth (AAC, aptX/ HD) |
Ausgänge: | 1 x Lautsprecher Stereo 1 x Cinch Stereo 2 x Cinch Sub-Out Mono |
Unterstützte Abtastraten: | PCM: bis 768 kHz/ 32 Bit DSD: bis DSD512, 22,4 MHz/ 1 Bit |
Leistung: | 2 x 150 Watt/ 8 Ohm, 2 x 300 Watt/ 4 Ohm (Herstellerangabe) |
Lieferumfang: | 1 x I150 2 x Stromkabel (EU/UK) 1 x Fernbedienung (inkl. Batterien) 1 x Schraubantenne 1 x Inbusschlüssel 1 x Anleitung |
Pro & Contra: | + modernes, elegantes Design + hochwertige Verarbeitung + gut bedienbare App + umfangreicher Equalizer + automatische Einmessfunktion + großer Dynamikumfang + schöne Tiefenstaffelung + natürliches Timbre + sehr gute Kontrolle + differenziert und lebendig - teils etwas träge Reaktion der App - Leistungsentwicklung nicht ganz linear |
Benotung: | |
Klang (60%): | 95/95 |
Praxis (20%): | 95/95 |
Ausstattung (20%): | 94/95 |
Gesamtnote: | Highlight |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |
Getestet mit: | Innuos ZENmini Mk3 Eversolo DMP-A6 Master Edition Audioquest Carbon USB Audioquest Monsoon Audioquest Rocket 44 KEF LS50 Meta Canton Townus 100 Sony Xperia 1 III Qobuz |