Home » Tests » Klang-Upgrade mit Phonosophie: Ein Hörtest voller Überraschungen
8. Dezember 2024von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerEs ist irgendwie immer das Gleiche: Spricht man mit anspruchsvollen HiFi-Enthusiasten, werden Tuning-Produkte oft als Voodoo oder Bauernfängerei bezeichnet. Besucht man dann die einschlägigen Messen, sind es oft die Anbieter solcher Produkte, die den größten Besucherandrang verzeichnen. Phonosophie ist hier wohl als erstes zu nennen. Die Marke polarisiert, ist aber seit vielen Jahrzehnten fester Bestandteil der deutschsprachigen HiFi-Szene. Das wollten wir genau wissen und haben uns mal ein paar Modelle in unserem Hörraum demonstrieren lassen …
Die High-End-Audio-Welt lebt von Innovation und der Leidenschaft, jedes Detail des Klangs zu perfektionieren. Phonosophie, Hersteller und Anbieter audiophiler Komponenten und Tuning-Produkte, ist bekannt für seine unkonventionellen Ansätze zur Klangoptimierung. Wir hatten Phonosophie-Mastermind Ingo Hansen zu Besuch und haben den Phonosophie/Thorens-Plattenspieler PHTHTD 1500, mit Hilfe verschiedener Phonosophie-Produkte „getunt“.
Vorwegnehmend muss ich auch zugeben, dass wir bei verschiedenen Ansätzen eher skeptisch waren. Und wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich mich vorab auch ein bisschen gesperrt. Aktivatortechnik, Schrauben und Blaue Karten? Was soll das bringen? Einige Ansätze klangen weit hergeholt und unrealistisch. Manches hatte, zumindest an unserer Kette und in unserem Hörraum, auch keine oder kaum eine Wirkung. Dafür wurde an anderen Beispielen eindrucksvoll deutlich, wie selbst unscheinbare Upgrades das Hörerlebnis verändern können. Angefangen beim Wechsel der Headshell-Schrauben bis hin zum Einsatz einer Basaltplatte beschreiben wir hier die Schritte und Ergebnisse unseres außergewöhnlichen Experiments.
Der Phonosophie PHTHTD 1500: Eine solide Basis für audiophile Träume
Bevor es aber ans Eingemachte geht, hier noch ein paar Worte über die Basis, die Zentrale unserer Tuning-Session: Den Phonosophie PHTHTD 1500. Der ursprünglich aus dem Hause Thorens stammende und bei Phonosophie gepimpte Plattenspieler, richtet sich an anspruchsvolle Vinyl-Liebhaber. Wie alle Thorens-Komponenten überzeugt er durch seine robuste Bauweise und präzise Technik, die schonmal eine hervorragende Klangbasis stellen. Mit seinem Riemenantrieb, seinem stabilen Chassis und dem hochwertigen Tonarm liefert er von Haus aus exzellente Ergebnisse. Ob man sich nun für den Phonosophie-getunten 1500er entscheidet, oder vielleicht gleich eine Nummer höher ins Thorens-Regal greift, darüber könnte man ausführlich philosophieren. Aber diese Frage stellt sich hier gar nicht. Hier geht es auch nicht zwingend um den PHTHTD 1500, sondern darum, wie man sein Vinyl-Setup klanglich aufwerten kann, ohne sich gleich einen neuen Plattenspieler zulegen zu müssen.
Der Einstieg ins Klang-Tuning
Zunächst ist es wichtig, dass alle Grundvoraussetzungen stimmen. Der Plattenspieler sollte stabil und in Waage stehen. Das ist hier gegeben. Ausserdem ist das Auflagegewicht korrekt eingestellt und auch sonst sind alle Vorkehrungen für den bestmöglichen Klang gegeben. Wir hören Musik. Anette Askvik mit „Liberty“. Dieser Song wird in den nächsten Stunden immer wieder laufen … Das erste Upgrade gilt dann den Headshell-Schrauben des Tonabnehmers. Die ersetzen wir durch „informierte Schrauben“ von Phonosophie. Tatsächlich haben wir mehrere identische Headshells mit mehreren identischen Tonabnehmern, dem Ortofon 2M Bronze. Die Unterschiede sind gar nicht oder kaum sichtbar. Zum einen gibt es die klassische, unbearbeitete Version. Erstes Upgrade wäre die Variante mit den bereits erwähnten „informierten Schrauben“. Dann gibt es noch eine „entstörte“ und eine „aktivierte“ Version. Was „aktiviert“ und „informiert“ exakt bedeutet bzw. wie dieser Zustand erreicht wird, diesbezüglich lässt sich Ingo Hansen nicht in die Karten gucken.
Kleiner Eingriff, große Wirkung
Erklärt wird nur soviel, dass diese unscheinbaren Bauteile die gezielte Entstörung bzw. Aktivierung eine präzisere Signalübertragung zur Folge habe sollen. Hört sich an wie Voodoo, oder? Dachten wir anfangs auch. Tatsächlich aber lieferte bereits der erste Wechsel Erstaunliches: Die Wiedergabe wurde merklich heller, frischer und zugleich auch offener. Die Veränderungen wirkten subtil, aber präsent genug, um eine hörbare Verbesserung der Detailwiedergabe zu erkennen. An der Lautstärke wurde nichts verändert. Ebenso stand der Plattenspieler an der exakt gleichen Stelle und die gleiche Platte lief. Einziger Unterschied: Die Schrauben am Headshell. Sie glänzen etwas heller und werden mittels Inbus- statt mit Schlitzschrauben befestigt. Der Eingriff ist also vergleichsweise klein und einfach, der klangliche Zugewinn dagegen enorm. Einer, der zeigt, dass selbst kleine Modifikationen im audiophilen Bereich große Effekte erzielen können. Mein Kurzfazit hier: Dieses Upgrade werde ich an meinem Plattenspieler definitiv auch durchführen.
Die Glas 50LP Entstörplatte
Genanntes Headshell mit besagten Schrauben lassen wir drauf und wagen den nächsten Tuning-Schritt: Der betrifft die Entstörplatte namens AKTGLAS 50LP. Die quadratische Platte hat eine Seitenlänge von 50 Millimetern, verjüngt sich zur Unterseite und fällt durch ein Loch in der Mitte auf. Dieses Loch wird über den Plattenteller-Dorn gelegt, so dass das Tuning-Element mittig auf dem Label der Schallplatte liegt. Hier soll sie Vibrationen reduzieren und – dank „Aktivierung“ – den Klang positiv beeinflussen. Für das Publikum, zwei Leute hören zu, war der Unterschied im direkten Vergleich aber nicht hörbar. Erst als Ingo Hansen die Entstörplatte vom Vinyl nimmt und links hinten unter den Motor des Plattenspielers legt, ist ein minimaler Unterschied erkennbar. Speziell in leisen Passagen und in höheren Frequenzbereichen schien das Klangbild etwas ruhiger zu werden. Um aber ganz ehrlich zu sein, kann es sich hier bei mir aber auch um einen Placebo-Effekt gehandelt haben.
Der „entstörte“ Tonabnehmer: Der Gamechanger
Im dritten Schritt geht es dann an den erneuten Austausch des gesamten Tonabnehmersystems. Dabei hören wir zuerst noch einmal in die beschriebene Variante rein und tauschen Headshell inkl. Abnehmer gegen eine identische, jedoch „entstörte“ Version. Dank SME-Schnellverschluss ist das in wenigen Sekunden erledigt. Wie gesagt, optisch unterscheiden sich beide Varianten nicht, klanglich offenbart sich jedoch ein deutlicher Sprung: Die Musik wirkt nun lauter, räumlicher und insgesamt besser strukturiert. Und um ganz ehrlich zu sein, war ich hier besonders skeptisch. Das Ergebnis lässt aber keine zwei Meinungen zu. Feinheiten im Song treten eindeutig stärker hervor und die räumliche Staffelung gewinnt schlichtweg an Tiefe und Klarheit. So wirkt der gesamte Sound entspannter, zugleich aber auch viel informativer. Was mir ebenfalls sehr gut gefällt, ist der Zugewinn an Punch im Grundton. Alles wirkt straffer, knackiger und zielgerichteter, dabei keine Spur von überbordendem Bass oder Volumen.
System- und Netzkabel: Feinheiten der Strom- und Signalführung
So groß der Unterschied eben war, so klein ist er wieder im nächsten Test. Diesmal tauschen wir das System inkl. Headshell erneut. Jetzt kommt die optisch erneut identische 2M-Bronze-Version inkl. entstörter Systemkabel zum Einsatz. Vielleicht ist es Einbildung, vielleicht ist aber auch wirklich ein minimaler Unterschied hörbar. Was dagegen aber ein erneutes Klangupgrade bringt, ist eine Änderung abseits des Plattenspielers, nämlich das neue Netzkabel am verwendeten Verstärker. Um ganz ehrlich zu sein, ist diese Leitung visuell nicht imposant und schaut eher aus wie ein Günstig-Kabel aus dem Baumarkt. Die Optik erklärt Ingo Hansen damit, dass dekoratives Alu oder andere Metallelemente hier klanglich nichts zu suchen hätten. Laut seiner Aussage wirken sie eher wie Antennen, die klangschädigende Einflüsse hätten und somit eher negative Eigenschaften mitbrächten. Dagegen lägen die Vorteile hier eher in den inneren Werten und die sind klanglich definitiv feststellbar.
Die Aktbasalt 140: Der größte Sprung
Auch wenn man es vielleicht kaum glauben kann, den größten Unterschied im Klangbild erzielte der nun folgende Einsatz der Aktbasalt 140. Eine auf den ersten Blick unscheinbare Platte, die Ingo Hansen einfach mittig unter dem Plattenspieler positioniert. Keine Kabel, kein Anschluss, nur eine quadratische Platte aus Basalt mit einer Seitenlänge von 140 Millimetern. Basalt ist ein Rohstoff, der aus erkalteter Lava entsteht. Man könnte also meinen, dass die Platte vergleichsweise leicht ist, ist sie aber nicht. Und was die Aktbasalt 140 jetzt genau bewirkt, ist auch unklar. Was aber schnell klar wird, ist der klangliche Unterschied. Könnte ich diesen nicht selbst hören, würde ich dieses Zubehörteil ganz schnell in die Voodoo-Ecke verbannen. Tatsächlich aber ist das Ergebnis beeindruckend: Der Klang gewinnt nochmals an Klarheit, Präzision und räumlicher Tiefe. Die gesamte Wiedergabe wirkt entspannter und besser definiert – eine Verbesserung, die auch meinen Mit-Hörer überrascht.
Dämpfende Basis
Zum Abschluss holt Ingo Hansen dann ein weiteres Produkt aus dem Karton. Das Control-Board, also eine Geräte-Basis. Wie bei allen Mitbewerbsprodukten ist es auch hier das Ziel die Quelle, in unserem Fall den Plattenspieler, von externen Einfüssen zu isolieren. Die können durch Trittschall oder auch durch harte Bässe entstehen und über das Möbel auf den Tonabnehmer übertragen werden. Das Phonosophie Control Board besteht aus diesem Grunde aus selektierten Materialien. Holz stellt dabei den größten Anteil. Laut Ingo Hansen ist es aber das neue Furnier der Basis, die den klanglichen Hauptunterschied machen soll. Dazu kommen gezielt platzierte Fräsungen auf der Unterseite des Boards. In Kombination führt das zur Schwingungsreduktion und einer Dämpfung, die sich klanglich auch schnell bemerkbar machen. Im Test ist es jetzt nicht so, dass sich ein Schleier von der Musik hebt oder sich ein Vorhang öffnet, eine nochmalige Steigerung der Präzision ist aber definitiv hörbar.
Fazit
Nicht alles ist Gold, was glänzt – aber Vieles ist viel mehr als sich vielleicht erklären lässt. Der Hörtest mit dem Phonosophie PHTHTD 1500 und diversen Upgrades zeigt zum einen, dass es hier kein Schwarz und kein Weiß gibt. Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte. Manche Eingriffe zeigen – zumindest in unserem Hörraum – kaum einen Einfluss auf den Sound. Andere dagegen lassen sich logisch nicht erklären, wirken sich aber positiv auf die Klangqualität aus. Einige Tuning-Elemente – beispielsweise die kleinen Headshell-Schrauben oder das Control Board – tragen zu einer merklichen Aufwertung bei. Besonders beeindruckte mich aber der Einsatz der Basalt-Platte, die ein deutliches Plus an Klarheit, Akkuratesse und räumlicher Tiefe zur Folge hat. Meine Erkenntnis aus diesem ausführlichen Test ist, dass die Beachtung kleiner Details und der gezielte Einsatz von Tuning-Produkten schlichtweg dazu führt, dass man dem wirklichen Leistungspotenzial seiner Anlage ganz nahekommen kann.