Home » Rezensionen » A Million Ways to die in the West – Westernkomödie mit Gegensätzen
16. Oktober 2014von Martin Sowa
RedakteurDer feige Schafzüchter Albert kämpft im Wilden Westen jeden Tag ums Überleben. Schließlich lauern überall Gefahren und diese ständigen Revolverduelle sorgen auch nicht unbedingt für Entspannung…
Im Arizona des Jahres 1882 ist das Leben hart und gefährlich. Für Albert Stark (Seth MacFarlane) besteht der Alltag aus der Schafzucht und seiner Freundin Louise (Amanda Seyfried). Doch als Albert sich redegewandt vor einem Duell drückt, verlässt Louise ihn enttäuscht. Frustriert steht er kurz davor, einfach alles hinzuschmeißen. Während er dies seinem Freund Edward (Giovanni Ribisi) im Saloon mitteilt, bricht doch eine Massenschlägerei aus, in deren Verlauf Albert die Fremde Anna (Charlize Theron) rettet. Die erweist sich als besser an das harte Leben angepasst als Albert und bringt ihm die nötigen Fähigkeiten bei, um im Wilden Westen klarzukommen. Währenddessen kommen sich die beiden näher. Doch leider ist Anna mit Clinch (Liam Neeson), dem größten Revolverhelden überhaupt, verheiratet und der sieht es gar nicht gern, dass Albert sich an seine Frau heranwagt. Von Clinch zum Duell gefordert, flüchtet Albert zunächst und bekommt unverhofft von einem Indianerstamm das nötige Selbstvertrauen eingeflößt, um sich seiner größten Herausforderung zu stellen.
Bei „A Million Ways to die in the West“ liegt der Fokus klar auf dem Genre der Komödie. Viele klassische Westernelemente (der Sheriff, Cowboys, Indianer, Überfälle auf Postkutschen und Züge) kommen nur am Rande zur Geltung. Stattdessen dominiert der typische MacFarlane-Humor, dieses Mal halt im Wild-West-Setting. Sehr positiv fallen da lustige Kleinigkeiten wie die kurze Hommage-Szene mit „Doc“ Brown (Christopher Lloyd) aus „Zurück in die Zukunft“ auf.
Ansonsten basiert ein Großteil des Humors im Film auf einer Kombination aus deplatziertem Verhalten und Witzen unter der Gürtellinie. Das ist gleich in der ersten Duellszene mit Albert zu beobachten und zieht sich als roter Faden durch den Film. Der Ansatz des „mit der Gesamtsituation unzufriedenen“ Albert ist dabei gar nicht schlecht, doch die ständig derbe Ausdrucksweise, die manchmal zu krassen politisch nicht korrekten Witze (hier sorgt Jamie Foxx als Django allerdings in einem an Coolness nicht zu überbietenden Gastauftritt für Gerechtigkeit) und vor allem der Fäkalhumor schmälern den positiven Ersteindruck ziemlich. Auch die absolut unnötige Darstellung von Gewalt beziehungsweise tödlichen Verletzungen ist total überzogen.
Wenigstens sind die Kollisionen zwischen dem wilden Westen und „moderner“ Lebenseinstellung immer für gelungene komische Effekte gut. So achtet beispielsweise der Schuhmacher Edward peinlich genau darauf, dass seine „christliche“ Freundin (Sarah Silverman) zur Arbeit erscheint – obwohl sie als Prostituierte ihr Geld verdient. Auch die immer wieder eingestreuten Wortspiel-Witz sind sogar in der deutschen Synchronisation hervorragend gelungen und lassen die „Humortäler“ zumindest während des Films schnell vergessen. Der ist übrigens trotz der Gesamtlänge von fast zwei Stunden noch recht kurzweilig. Lediglich ein paar Szenen hätten durchaus auch kürzer sein dürfen, denn sie dienen einzig dem Unterbringen von noch mehr Kalauern und treiben die Story überhaupt nicht voran.
Allerdings gewinnt man ein wenig den Eindruck, dass sich die Geschichte im Wesentlichen um die Figuren Albert, Anna und Clinch dreht und der Rest dann für den komödiantischen Teil drum herum geschrieben wurde – die meisten Nebenrollen sind einfach zu albern und wirken tatsächlich so, als hätten die jeweiligen Darsteller einfach mal ein bisschen mitgemacht, während MacFarlane, Theron und Neeson einen Film drehen. Überraschend ist bei diesen Dreien höchstens die schauspielerische Leistung von MacFarlane, denn die ist erstaunlich gut ausbalanciert zwischen dem nötigen Ernst und abgrundtiefer Albernheit. Charlize Theron und Liam Neeson sind sowieso über jeden Zweifel erhaben und reißen damit heraus, dass Amanda Seyfried völlig blass bleibt und Sarah Silverman ihre Rolle im ohnehin überzogenen Nebenensemble noch einmal zusätzlich übertreibt. Für Fans von Neil Patrick Harris gibt es das gewohnte Programm – im Prinzip spielt er einen fiesen Barney im wilden Westen. Das macht er zwar wie gewohnt gut, doch irgendwie hat man das alles schon mal gesehen.
Handwerklich ist „A Million Ways to die in the West“ sehr überzeugend. Die raumgreifenden Landschaftsaufnahmen des wilden Westens sind lobenswert detailliert und immer scharf. Kontrast und Sättigung des Bilds wirken bis auf wenige Ausnahmen sehr natürlich. Bei den Dialogszenen sind Umgebungsgeräusche fast vollständig ausgeblendet, in Kampfszenen geht es dafür richtig rund. Besonders viel Wert hat man beim Ton offenbar auf die Schüsse gelegt, denn die peitschen richtig lautstark durchs Zimmer.
Auch das Bonusmaterial ist aller Ehren wert und bietet neben den obligatorischen Outtakes einen alternativen Anfang und Schluss sowie weitere unveröffentlichte Szenen. Dazu gibt es gleich zwei Making-Of-Kapitel von jeweils zehn Minuten Länge und ein sechsminütiges Featurette über die diversen Cameo-Auftritte des Films. Darüber hinaus lässt sich der Film auch in Begleitung eines Audiokommentars von diversen Crew- und Castmitgliedern ansehen.
Fazit
Komödienfans werden mit „A Million Ways to die in the West“ auf jeden Fall ihren Spaß haben. Für Fans von Regisseur und Hauptdarsteller Seth MacFarlane ist die Blu-ray auch dank des Bonusmaterials sowieso ein absolutes Muss! Einzig Zartbesaitete mit Hang zu intelligent-tiefsinnigem Humor sollten gewarnt sein…
„A Million Ways to die in the West“ ist auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universal Pictures erhältlich.
Erscheinungsdatum
9. Oktober 2014
Format
Blu-ray & DVD
Genre
Komödie
Laufzeit
ca. 116 Minuten
Altersfreigabe
ab 12 Jahren
Regie
Seth MacFarlane
Cast
Seth MacFarlane, Charlize Theron, Amanda Seyfried, Liam Neeson, Giovanni Ribisi, Neil Patrick Harris, Sarah Silverman