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20. Oktober 2014von Bernd Heuer
RedakteurWer sich auf die Suche nach einem anspruchsvollen Subwoofer für das eigene Heimkino oder Wohnzimmer macht, der wird unweigerlich auf die Marke Velodyne stoßen. Die Kalifornier gehören seit Jahren zu den absoluten Spezialisten in der Tieftonwiedergabe und beweisen ein ums andere Mal, dass ihre Produkte zu den besten der Welt gehören. Eines dieser Meisterstücke ist der SPL-1200 Ultra. Was er kann und wie er klingt, durften wir für Sie testen.
Das Gehäuse
Schnörkellos und dennoch sehr edel: so verpacken die US-Amerikaner die geballte Ladung an Technik und Know-How, welche in unserem Testkandidaten zu einer perfekten Symbiose vereint scheint. Dabei ist die gesamte Oberfläche des 1200ers mit einer weißen Hochglanzlackierung versehen, die selbst bei genauester Betrachtung weder Einschlüsse noch anderweitige Fehler aufweist. Wie bei der Lackierung beweist sich dann auch in Sachen Gehäuseverarbeitung wie akribisch bei Velodyne gearbeitet wird, denn sowohl Spaltmaße als auch Einpassungen könnte man sich kaum besser wünschen. Das bedeutet: die Verarbeitung unseres Probanden ist schlichtweg hervorragend und beweist einmal mehr, wie kompromisslos die US-amerikanischen Ingenieure bei der Entwicklung eines jeden Modells zu Werke gehen. Der Korpus selbst wirkt durch die abgerundeten und sich nach hinten verjüngenden Seitenwangen sehr elegant und leicht, bleibt durch seine sehr stabile und schwere Bauart aber dennoch ausserordentlich verwindungssteif. In der Front eingelassen, befindet sich beim 1200er ein 12 Zoll (30 Zentimeter) messendes Tieftonchassis, welches durch eine temperaturbeständige, in einem riesigen Magneten thronende und 7,6 Zentimeter große Schwingspule angetrieben wird. Das klingt für den Technikeinsteiger vielleicht recht unspektakulär, doch ein kurzer Vergleich zu den allermeisten Konkurrenzmodellen zeigt dann schnell, dass Velodyne hier ein ganz besonderes Subwoofer-Modell geschaffen hat, dass sich trotz vergleichsweise kompakter Abmessungen auch vor deutlich voluminöseren Mitbewerbern keineswegs verstecken muss. Und es geht noch weiter in Sachen Ausstattung, denn im oberen Teil der Front befindet sich eine blau illuminierte LED. Diese gibt Auskunft über den derzeit gewählten Lautstärkepegel und lässt sich selbst bei Sonneneinstrahlung jederzeit gut ablesen. Direkt daneben platziert, finden sich zwei kleine Druckknöpfe, die der Anhebung bzw. Absenkung der Lautstärke dienen. Über die einige Zentimeter links vom Display befindliche Power-Taste, lässt sich der Subwoofer hingegen manuell in den Standby-Modus versetzen.
Technik, die begeistert
Betrachtet man die Technik, die heutzutage in einem Subwoofer verbaut ist, wird schnell deutlich, dass die Zeit der klassischen Tieftonlautsprecher längst vorbei ist. Moderne Bassisten bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten, um die Wiedergabe der tiefen Töne zu verbessern und die Bassperformance an die gegebenen Raumverhältnisse anzupassen. Unser Testkandidat geht sogar noch einen Schritt weiter und bietet zum Beispiel eine vollautomatische Einmessung inklusive Sieben-Band-Equalizer und kalibriertem Mikrofon, vier programmierbare Voreinstellungen (Presets) für unterschiedliche Hörsituationen, einen Nachtmodus (um die Ausgabe zu limitieren) und eine frei justierbare (40 bis 120 Hz) Tiefpass-Weiche zur Anpassung an das mitspielende Lautsprechersetup. All diese Funktionen ermöglichen es, den SPL-1200 Ultra perfekt an seinen Aufstellungsort anzupassen und so das bestmögliche Klangerlebnis zu erzielen. Ein wichtiger, oft unterschätzter Punkt ist Wahl der richtigen Trennfrequenz. Dabei ist es eigentlich ganz einfach einen nahtlosen Übergang zwischen Lautsprecher und Subwoofer zu erzielen. Haben Sie beispielsweise große Standlautsprecher, welche problemlos Tieftöne bis zu einer Frequenz von 80 Hertz (und drunter) spielen können, stellen Sie die Weiche am Subwoofer auf 80 Hertz ein. Das hat zur Folge, dass Bassanteile, die oberhalb dieses Wertes liegen, von den Lautsprechern wiedergegeben werden und der Sub die Basswiedergabe bis maximal 80 Hertz übernimmt. Besitzen Sie hingegen kleinere Regallautsprecher, die im Tiefton nicht ganz so sattelfest sind, wählen Sie 100 oder 120 Hertz am Bassmeister, um die Boxen von der Wiedergabe tiefster Frequenzanteile zu befreien.
Ein ebenfalls sehr sinnvolles Feature ist die Möglichkeit zwischen vier Presets zu wählen. Zur Auswahl stehen hier „Movie“, für eine maximale Wiedergabe von Druck, Explosionen und actionlastigen Inhalten. „R&B und Rock“ für eine eher fetzige Einstellung, die den Bass während der Musikwiedergabe gekonnt untermalt und hervorhebt. „Jazz und Classical“, das den flachsten Frequenzverlauf aller vier Voreinstellungen aufweist und durch einen sehr straffen und klaren Bass auffällt. Und zu guter Letzt das Preset „Game“, welches Konsolen- und PC-Fans durch die impulsive Wiedergabe von tieffrequenten Spieleffekten verzückt. Die Auswahl des gerade gewünschten Presets geht über die im Lieferumfang enthaltene Fernbedienung leicht von der Hand und kann zu jeder Zeit – also auch problemlos während der Wiedergabe – geändert werden. Wird der Infrarotgeber zwischenzeitlich nicht benötigt, lässt sich dieser übrigens links oben an der Rückseite des Subwoofers anbringen, wo er Dank eines integrierten Magneten einfach „kleben“ bleibt.
Antriebstechnik
Kraftvoll und beherzt – so soll ein Subwoofer ans Werk gehen. Um dies zu ermöglichen, hat man bei Velodyne weder Kosten noch Mühen gescheut und seinem SPL-1200 einen Class-D Verstärker mit einer Sinusleistung von 1200 Watt spendiert, der das bereits beschriebene, ebenfalls sehr hochwertige Chassis antreibt. Somit verfügt unser Testmodell über ausreichend Kraftreserven, um auch über einen längeren Zeitraum mit entsprechender Leistung versorgt zu werden – selbst wenn es zwischenzeitlich deutlich lauter und dynamischer zur Sache gehen sollte. Damit es während des Betriebes nicht zu störenden Einflüssen von außen kommt, wurde die gesamte Elektronik geschirmt und bietet somit keinerlei Angriffsfläche für mögliche Signaleinstreuungen von anderen Quellen. Das 300 Millimeter durchmessende Schwingsystem sitzt in einem verwindungssteifen Membrankorb, der dem Chassis selbst unter höchster Belastung eine solide Basis bietet. Klingt zunächst vielleicht nebensächlich – ist es aber nicht, denn die zu erwartende Maximalleistung, die sich aus aus der Grösse des Schwingsystems in Verbindung mit der beschriebenen Antriebstechnik ergibt, erfordert den Einsatz einer absolut starren Korbkonstruktion.
Und damit nicht genug, denn um auch bis in die tiefsten Tiefen der Bassregionen vorrücken zu können, spendiert Velodyne einem jedem Modell der hauseigenen SPL-Serie eine sogenannte EPDM-Sicke. Diese erlaubt eine deutlich grössere Auslenkung, sprich längere Membranhübe, als sie bei den meisten vergleichbar grossen Chassis möglich sind. Zu guter letzt muss noch erwähnt werden, dass die kalifornischen Bassspezialisten auch in diesem Modell auf ein komplett geschlossenen Gehäuse setzen, das mehr Flexibilität in Sachen Aufstellung bietet. Eine Tatsache, die sich gerade dann sehr positiv bemerkbar macht, sobald der Subwoofer im Wohnraum untergebracht werden soll.
Installation und Einmessung
Um den Bassmeister in Ihr HiFi- bzw. Heimkinosystem einzubinden, gilt es lediglich die Stromverbindung herstellen und den Velodyne via Cinchkabel mit dem Stereo- oder Surround-Receiver zu verbinden. Sind diese beiden Kabel eingesteckt, ist unser Testkandidat auch schon einsatzbereit. Um aber das absolute Optimum an Klangperformance zu erreichen, gilt es nun noch die bereits erwähnte Raumeinmessung durchzuführen, welche ebenfalls erstaunlich einfach und schnell von der Hand geht. Dazu platzieren Sie zunächst das im Lieferumfang befindliche Mikrofon in etwa auf Ohrhöhe an Ihrem Referenzplatz und verbinden es mit dem Mikrofoneingang, der sich auf der Frontseite des Subwoofers befindet. Ist dies erledigt, starten Sie die Messung durch ein etwa zwei- bis drei-sekündiges Drücken der EQ-Taste auf der mitgelieferten Fernbedienung. Alle darauf folgenden Schritte führt der SPL 1200 nun vollkommen selbstständig durch. Zunächst werden zwölf Messsignale (Sweep Signale) abgegeben, die einen Frequenzbereich von 50 bis 150 Hertz abdecken und deren Reproduktion über das am Hörplatz aufgestellte Mikro zeitgleich empfangen werden. Anhand der Differenzen zwischen dem ausgegebenen und dem am Hörplatz ankommenden Signal erkennt der der Velodyne nun, an welchen Stellen das Ausgangssignal bearbeitet werden muss, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Dies erfolgt in Sekundenbruchteilen vollautomatisch über den an Bord befindlichen Equalizer, der in der Lage ist, an zugleich sieben Stellen im Frequenzband einzugreifen, nachdem er entsprechendes Korrekturpotenzial erkannt hat. In unserem Test konnten wir im Vorher-/Nachher-Vergleich eine deutliche Performancesteigerung feststellen, die sich speziell im Oberbass-Bereich durch eine straffere und zugleich klarere Grundtonwiedergabe bemerkbar macht.
Hören oder fühlen?
Beides ist richtig – und wichtig. Denn um so richtig ins Geschehen gezogen zu werden, benötigt es neben beeindruckendem Hörschall auch eine Extraportion Körperschall. Bindet man einen Velodyne SPL 1200 in das vorhandene Surround-Setup ein, ist dann auch beides garantiert, denn sobald man mit der Wiedergabe eines entsprechenden Blockbusters startet, bricht ein wahres Tieftoninferno aus. So geschehen in „Terminator – Die Erlösung“, mit dem wir unseren Testkandidaten direkt auf die Marathonstrecke schicken und vom Start weg begeistert sind. Besonders beeindruckt hier die Lockerheit, mit der er die zum Teil brachiale Bassgewalt wiedergibt, ohne dabei auch nur ansatzweise aus der Ruhe zu kommen oder ein Fünkchen an Souveränität einzubüssen. Selbst längste und tiefste Passagen, wie die permanenten Angriffe der Maschinen, gibt er in einer solch staubtrocken und durchweg druckvollen Art wieder, dass wir vor Staunen glatt vergessen, das Erlebte zu notieren. Als der gigantische Sucher schliesslich seinen Angriff auf die Tankstelle startet, zeigt der Velodyne, sein ganzes Können. Jetzt nämlich steigt er in die tiefsten Tiefen des Basskeller hinab und drückt dort so kräftig „auf die Tube“, dass uns sprichwörtlich die „Spucke“ wegbleibt. Dynamik, Kraft, Detailtreue und Druck? Alles vorhanden – und zwar im Überfluss! Mit mehr als genug Kraftreserven ausgestattet, stellt unser Testkandidat so jede noch so gemeine Bassattacke präzise und mit voller Gewalt in unser Testkino, während er ganz nebenbei auch noch für druckvollen Körperschall sorgt. Die Füße vibrieren, der Magen grummelt und beim Blick auf das bebende Wasserglas, das auf dem Tisch steht, geht mir sogleich die berühmte Szene aus „Jurassic Park“ durch den Kopf. Das ist an sich bereits imponierend. Doch „nur“ extrem tief in den Basskeller absteigen, kann ja so mancher Subwoofer. Die Königsdisziplin aber ist, dabei stets präzise, knackig und kontrolliert zu bleiben. Und genau das beherrscht der SPL-1200, was ihn mehr als deutlich von den allermeisten Konkurrenzmodellen abhebt. Denn trotz seiner schieren Bassgewalt bleibt der schicke Tieftonwürfel stets Herr der Lage und begeistert durch seine Gradlinigkeit und saubere Impulswiedergabe. Um es genau zu sagen: Selten waren wir Zeuge einer solch beherrschten und präzisen Darstellung sämtlicher Frequenzen unterhalb von 100 Hertz! Ohne mit der Wimper zu zucken meistert er jede noch so knifflige Situation – und zwar mit einer stoischen Ruhe und Zuverlässigkeit, die an Souveränität kaum zu überbieten ist. Nicht ein einziges Mal könnten wir – trotz der schweren Kost, die unser Testkandidat zu bewältigen hatte – nerviges Wummern oder unkontrolliertes Dröhnen erkennen und so bleibt nach 118 Minuten purem Bassinferno nur eine Erkenntnis: Note Eins, besser geht es eigentlich nicht.
Fazit
Mit dem SPL-1200 Ultra präsentiert Velodyne ein wahres Meisterstück des Tieftons, dass sich aufgrund seiner zeitlosen Eleganz in besonderem Maße für den Einsatz in modern gestylten Wohnräumen empfiehlt. Außen elegant designet und hervorragend verarbeitet, im Inneren atemberaubende, fortschrittliche Technik inklusive unbändiger Leistungsstärke und automatischer Raumkorrektur. So geschnürt, liefern die amerikanischen Soundspezialisten eines der imponierendsten Gesamtpakete auf dem Subwoofer-Markt und beweisen einmal mehr, dass ein Velodyne-Bassist jeden Euro wert ist.
Test & Text: Bernd Heuer
Fotos: www.lite-magazin.de
Modell: | Velodyne SPL-1200 Ultra |
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Produktkategorie: | Aktiv-Subwoofer |
Preis: | 2.190,00 Euro |
Garantie: | 3 Jahre auf Elektronik, 5 Jahre auf Treiber |
Ausführungen: | - weiss (Hochglanz) - schwarz (Hochglanz) |
Vertrieb: | Audio Reference, Hamburg Tel.: 040 / 53320359 www.audio-reference.de |
Abmessungen (HBT): | 394 x 380 x 470 mm |
Gewicht: | 22 Kg |
Tieftöner: | 300 mm (12”) |
Leistung: | - 2400 Watt (Impulsleistung) - 1200 Watt (Sinus) |
Bauart/Prinzip: | geschlossen/Frontfire |
Frequenzbereich: | 21 - 135 Hz |
Tiefpass -Weiche: | 40 - 135 Hz (regelbar) |
Phaseneinstellung: | 0, 90, 180, 270° |
Besonderes: | - Automatischer 7-Band-Equalizer zur Raumeinmessung - Mikrofon - 4 wählbare Voreinstellungen (Presets) - Fernbedienung - Front-LED zur Pegelanzeige |
Lieferumfang: | - SPL-1200 Ultra - Fernbedienung - Mikrofon - Mikrofon-Stativ - Bedienungsanleitung - Netzkabel |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1,0 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | Sehr gut |