Home » Tests » HiFi/Stereo » Regal-/Dipol-Lautsprecher Nubert nuVero 30: Mehr als ein Facelift
10. August 2015von Martin Mertens
RedakteurMit der brandneuen nuVero 30 offeriert Nubert einen Regallautsprecher, der höchste Klangansprüche erfüllen will. Nach unseren bisherigen Erfahrungen ist das der schwäbischen Traditionsmarke auch durchaus zuzutrauen. Dass die 30er darüber hinaus aber auch noch universell einsetzbar, individuell abzustimmen und preislich äußerst attraktiv ist, hat uns extrem neugierig gemacht.
Wenn der schwäbische Lautsprecherhersteller und Direktversender Nubert seine nuVero genannte Top-Serie überarbeitet, ist das für uns ein Grund, genau hinzusehen, beziehungsweise hinzuhören. Selbst dann, wenn man bei Nubert verlautbaren lässt, dass man bei den Modellen der 2008 eingeführten Spitzenserie eigentlich kaum Verbesserungspotential gesehen habe. Und so klang die Pressemitteilung zur neuen nuVero-Serie wie die eines Autoherstellers zum Facelift eines gut laufenden PKW-Modells. Man hat die Modellreihe hier ein wenig gestrafft und dort ein bisschen ergänzt: Die mittleren Standmodelle nuVero 10 und nuVero 11 wurden zusammengefasst und durch die nuVero 110 ersetzt, dafür wurde mit der nuVero 60 zum ersten Mal eine Kompaktbox mit drei Wegen ins Programm genommen. Mit den Modellen 50 und 70 ist man den Bedürfnissen der Heimkino-Fans entgegen gekommen und präsentiert einen besonders flachen Lautsprecher für die Wand- oder Deckenmontage und einen neuen dedizierten Center. Die Subwoofer bleiben wie bekannt im Programm. Und die beiden kleinsten Modelle, nuVero 3 und nuVero 4, wurden im Rahmen des „Facelifts“ durch die nuVero 30 ersetzt, um die es nun im Folgenden gehen soll.
Modellpflege oder Neukonstruktion?
Dann geht die Pressemeldung auf die neuen Farben ein: Die neue nuVero-Serie ist in drei zeitgemäßen Farbtönen erhältlich: Diamantschwarz, Kristallweiß und Goldbraun. Während die Fronten in effektvollem Metallic-Lack erstrahlen, werden die übrigen Seiten der Gehäuse mit samtigem Nextel-Effektlack veredelt. Das passt, denn die neuen Farben sehen wirklich gut aus! Den Knaller hebt sich Nubert aber für den Schluss auf: Dieser besagt, dass man nämlich bei der Technik eigentlich nichts beim Alten gelassen hat. So handelt es sich beim Hochtöner, von denen jede nuVero 30 gleich zwei Stück spendiert bekommen hat (dazu später mehr), um ein von Grund auf neu entwickeltes Chassis. Die dänische Seidengewebekalotte soll das Auflösungsvermögen der nuVero-Boxen noch weiter ausdehnen und eine bis dato ungekannte Transparenz und Durchhörbarkeit im oberen Frequenzbereich erreichen. Wie bei den bisherigen Modellen sind die Hochtöner asymmetrisch angeordnet, sodass es dedizierte Boxen für rechts und links gibt. Im Tief-/Mitteltonbereich setzt die neue nuVero 30 auf eine Glasfasermembran in Sandwich-Bauweise, die zu extrem weiten Auslenkungen fähig sein und verblüffend tiefe und druckvolle Bässe erzeugen soll. Klar, dass auch die Frequenzweiche angepasst wurde und, und, und. Okay, allgemein lässt sich sagen, dass es sich offensichtlich schon um deutlich mehr gehandelt hat, als um das klassische Facelift.
Klangsegel und Aufstellung
Im Speziellen lässt sich auch so allerhand über die nuVero 30 sagen. Denn den kleinsten Lautsprechern der nuVero-Serie kommt gleich eine doppelte Rolle zu: Zum einen sollen sie den preiswerten Einstieg in die „High-End“-Klasse von Nubert ermöglichen und auch Musikliebhabern mit wenig Platz oder knapperem Budget maximale Klangqualität in einem Stereo-Setup bieten. Heimkino-Fans sollen sie darüber hinaus in einem 5.1- oder 7.1-Setting als hochwertige Rear- und/oder Side-Speaker einsetzen können. Um diesen Anforderungen zu entsprechen, bringen die nuVero 30 eine umfangreiche Ausstattung mit. Von vorn betrachtet fällt das erst einmal nicht auf. In der zu allen Seiten leicht über das restliche Gehäuse überstehenden, leicht gebogenen und an den Seiten gerundeten Schallwand sitzen die bereits erwähnten Chassis: Die neue 26-Millimeter-Hochtonkalotte, die mit einem Schutzgitter versehen ist (sehr praktisch gegen neugierige Kinder-Finger) sowie der 150 Millimeter durchmessende Tiefmitteltöner. Die überstehende Front, die Nubert bekanntlich „Klangsegel“ nennt, soll zum einen dem Klang förderlich sein. Zum anderen sieht sie schick aus, weil sich das restliche Gehäuse quasi hinter der Front versteckt und nicht zu sehen ist, sobald die Lautsprecher frei aufgestellt auf den Hörer ausgerichtet sind. Werden die nuVero 30 ins Regal gestellt – der geneigte High-Ender schnappt jetzt nach Luft, während der Pragmatiker anerkennend nickt, weil Nubert auch eine solche Aufstellung, die gar nicht so selten praktiziert wird, berücksichtigt – sollte das Klangsegel aus der Bücherfront vorspringen und auch bei dieser Aufstellung das Abstrahlverhalten verbessern. Und auch hier sieht das sehr gut aus. Allerdings sollte man die Lautsprecher besser zwischen Bücher stellen, die man nicht so häufig zur Hand nimmt, da das überstehende Klangsegel die Bücher rechts und links neben den Lautsprechern verdeckt.
Dipol und Diffusschall
Entpuppt sich schon die Vorderseite der Lautsprecher als ziemlich durchdachtes Konstrukt, überrascht die Rückseite umso mehr. Dass sich hier eine Bassreflexöffnung befindet, die den Tieftöner bei der Wiedergabe tiefer Töne unterstützt, haben Auskenner in Sachen Lautsprecher bestimmt schon vermutet. Eher unüblich ist allerdings die bereits erwähnte zweite Hochkalotte, die hier montiert ist. Diese soll den Hochtöner auf der Front in bestimmten Fällen bei der Wiedergabe hoher Töne unterstützen. Wird der rückseitige Hochtöner über einen ebenfalls auf der Rückseite befindlichen Schalter zugeschaltet, arbeiten die nuVero 30 als Dipole. Sie strahlen dann einen definierten Hochtonanteil nach hinten ab. Tiefe und mittlere Töne werden aus physikalischen Gründen eh in einem breiteren Winkel abgestrahlt bzw. um den Lautsprecher herum gebogen, sodass hier nach hinten keine Unterstützung notwendig ist. Wird der hintere Hochtöner dann zugeschaltet, wird der vordere Tweeter gleichzeitig im Pegel etwas zurückgenommen, um die Hochtonwiedergabe insgesamt stimmig zu halten.
Die Dipol-Aktivierung kann zweierlei Funktionen erfüllen: Sind die Lautsprecher in einem Stereo-Setting oder als Rear-Lautsprecher in einem Sourround-Setting auf den Hörer ausgerichtet, verstärkt der hintere Hochtöner den in den Raum abgegebenen Diffusschall. Als Diffusschall bezeichnet man übrigens die Schallanteile, die nicht unmittelbar von den Lautsprechern auf die Ohren des Hörers treffen, sondern von den Wänden des Raumes reflektiert und gestreut werden, bevor sie ans Gehör gelangen. Ein höherer Anteil an Diffusschall führt zu einem weiteren Raumeindruck, was in vielen Fällen gewünscht ist. Werden die nuVero 30 hingegen als seitliche Effektlautsprecher eingesetzt – etwa in einem 7.1-Setting – empfiehlt es sich, sie im Dipolbetrieb parallel zu den Seitenwänden, also nicht direkt auf den Hörer, auszurichten. In diesem Fall dienen sie dann quasi als Rundumstrahler. Die ausführliche Bedienungsanleitung enthält darüber hinaus noch weitere Aufstellungstipps für den Surround-Einsatz.
Individuelle Anpassungsmöglichkeiten
Rückseitig finden sich dann noch zwei weitere – von Nubert-Modellen bekannte – Schalter. Mit dem einem lässt sich die Hochtonlautstärke regeln. Je nach persönlichem Hörgeschmack oder nachdem, wie „hell“ der Raum klingt, in dem die nuVero 30 zum Einsatz kommen, lässt sich zwischen den Einstellungen „brillant“, „neutral“ oder „sanft“ wählen. Gleich daneben findet sich der entsprechende „Bass-Schalter“, mit dem man die nuVero 30 im Bass zügeln kann. Ein sinnvolles Werkzeug, sobald man die Lautsprecher zusammen mit einem Subwoofer spielen lässt, der die Wiedergabe der ganz tiefen Töne übernimmt und so den Übertragungsbereich des gesamten Systems nach unten erweitert. Oder alternativ, wenn man die Lautsprecher mit sehr hohen Pegeln betreibt und sie vor Überlastung durch heftige Bassimpulse schützen will.
Immer Anschluss finden
Mit all dem sind die Rückseite unserer Testmodelle so voll, dass es hier kaum noch Platz mehr für die Lautsprecheranschlüsse gibt. Muss auch nicht, denn in der nuVero 30 ist das Anschlussterminal auf die Gehäuse-Unterseite gewandert. Die Boxen selbst stehen auf kleinen Füßchen, die für einen genügenden Abstand sorgen, um das Kabel unter den Lautsprechern herauszuführen. Mit den sehr massiven Biwiring-Terminals ist Nubert allerdings etwas über das Ziel hinaus geschossen und hat quasi die gesamte Unterseite der nuVero 30 durch das Anschlussterminal belegt. Ein Punkt, den Highender sehr positiv sehen werden. Wer die nuVero 30 auf Lautsprecherständer oder Wandborde platzieren will, sollte darauf achten, dass die Stellflächen groß genug sind, damit die Regalboxen auch mit allen Füßchen darauf passen. Alternativ bietet Nubert als Zubehör natürlich passende Lautsprecherständer und Wandhalterungen an.
Nubert nuVero 30: schlichtweg wahrhaftig
Mit dem etwas antiquierten Wort „Wahrhaftigkeit“ umschreibt die Webseite von Nubert den klanglichen Anspruch der nuVero-Serie. Und daran müssen sich auch die kleinsten Modelle in unserem Hörtest messen. Dass sie gewillt sind, diesen Anspruch zu erfüllen, machen sie schon im Bass klar. Dank moderner Chassis, Bassreflex-Technologie und ein paar Kniffen aus der Hörpsychologie können auch kleine Lautsprecher erstaunlich tiefe Bässe reproduzieren. Hier macht die nuVero 30 keine Ausnahme und vermittelt in den unteren Lagen ein absolut vollständiges Klangbild. Was sie von vielen Wettbewerbsmodellen unterscheidet, ist, dass sie das schon bei sehr leisen Pegeln schafft. Ein Talent, das ansonsten meist nur größeren Lautsprechern vorbehalten ist. Der Preis dafür ist ein eher niedriger Wirkungsgrad. Für vergleichbare Pegel muss man den Lautstärkeregler bei unserem Testmodell daher etwas weiter aufdrehen als bei den meisten Mitbewerbern. Das ist aber keineswegs tragisch, da die meisten Verstärker eh über mehr als ausreichende Leistungsreserven verfügen. Doch nicht nur leise, sondern auch laut zeigen die nuVero 30 beeindruckende Talente. Beim Test mit richtig bösem Material halten sich die Hübe, die die Tieftöner ausführen, in Grenzen. Kleine Bassreflexboxen neigen oft dazu, unterhalb ihrer unteren Grenzfrequenz nur noch Luft zu „pumpen“, ohne dass dabei Schall erzeugt wird. Die dadurch verursachten hohen Auslenkungen der Membran können im schlimmsten Fall den Tieftöner zerstören; im „besten“ Fall beeinträchtigen diese Leerhübe die Qualität der Basswiedergabe negativ. Davon ist bei den nuVero 30 allerdings nichts zu bemerken. Sie zeigen selbst bei deutlich gehobener Zimmerlautstärke weder Stresserscheinungen, noch neigen sie dazu, unkontrolliert zu wirken. Wer jetzt noch mehr Pegel braucht, kann den „Bass-Schalter“ betätigen und die Lautsprecher so in den „Party-Modus“ versetzen.
In den Mitten spielen die nuVero 30 sehr ausgewogen. Und dies nicht nur auf die Tonalität, sondern auch auf die übrigen Aspekte der Tonwiedergabe bezogen. Sie klingen dynamisch aber nicht nervös, malen exakte Klangfarben ohne zu dick aufzutragen und spielen rhythmisch auf den Punkt. So vertragen sie sich mit jeglichem Musikmaterial. Egal ob Rock, Pop oder Klassik. Egal ob Vocals oder Instrumentalmusik, die Nuberts agieren immer stimmig und absolut auf den Punkt. An dem Attribut „wahrhaftig“ ist in Bezug auf die Performance der nuVero 30 wirklich einiges dran.
Im Hochton fällt dann vor allem das enorme Auflösungsvermögen auf, das die hübschen Kompaktlinge hier anbieten. Dabei drängen sich die oberen Frequenzen in der „neutralen“ Stellung des Hochton-Schalters nicht in den Vordergrund, sondern klingen samtig mit hohem Informationsgehalt. Wer es frischer oder zurückhaltender mag, kann noch ein wenig mit den unterschiedlichen Schalterstellungen experimentieren. Ein eigenes Kapitel stellt die räumliche Abbildung dar. Schon in einem Stereo-Setting ist die Wirkung des Dipol-Schalters beeindruckend. In der „Direkt“-Einstellung bieten die nuVero eine exakte und sehr beeindruckende Räumlichkeit. Dabei vermitteln sie einen klaren Eindruck des Aufnahmeraumes, in dem sie die musikalischen Akteure sauber umrissen positionieren. Sänger stehen klar und stabil auf der imaginären Bühne. Auch bei der Wiedergabe eines Symphonieorchesters wird die Anordnung der Instrumente und Instrumentengruppen klar umrissen abgebildet. Spannend wird es, wenn man nun den hinteren Hochtöner zuschaltet. Der Effekt ist deutlich. Tonal verändert sich wenig, dafür wird man mit einer völlig anderen Räumlichkeit konfrontiert. Zwar gehen Kontur- und Lokalisationsschärfe etwas zurück und der Aufnahmeraum tritt in den Hintergrund, dafür bietet sich einem der Eindruck, die Musiker nun direkt im eigenen Hörzimmer stehen zu haben. Den Unterschied kann man vielleicht am besten an folgendem Beispiel illustrieren: Im „Direkt“-Modus hat es eher den Eindruck, im Kino zu sitzen. Die Kamera fängt den Ort der Handlung ein: ein Zimmer, eine Landschaft, das Innere eines Autos etc. Es gibt eine vorgegebene Einstellungsgröße, aber letztendlich schaut man immer auf die Leinwand. Im Dipol-Modus sitzt man dagegen eher im Theater. Hier spielt sich das Geschehen ebenfalls immer im gleichen (Bühnen-)Raum ab, wirkt dafür aber besonders authentisch, dreidimensional und lebendig. Beide Modi haben ihre Daseinsberechtigung. Toll, dass einem die nuVero 30 die Wahl lassen.
Fazit
Auf der Suche nach hochwertigen, universell einsetzbaren Regallautsprechern führt eigentlich zurzeit kein Weg an den nuVero 30 vorbei. Technisch bis ins Detail durchdacht, klingen sie exzellent und sind vielfältig an die Hörsituation und den eigenen Geschmack anpassbar. Darüber hinaus bieten sie mit ihrer schaltbaren Dipol-Option faszinierende Möglichkeiten bei der räumlichen Wiedergabe – sei es im Rahmen klassischer Zweikanal-Stereofonie oder eines komplexen Surround-Settings. Das alles gibt es bei Nubert verbunden mit einer tollen Optik und einer hervorragenden Verarbeitungsqualität.
Test & Text: Martin Mertens
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
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Technische Daten
Modell: | Nubert nuVero 30 |
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Produktkategorie: | Regallautsprecher |
Preis: | 575,00 Euro / Stück |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Diamantschwarz - Kristallweiß - Goldbraun |
Vertrieb: | Nubert, Schwäbisch Gmünd Tel.: 07171 – 8712 -0 www.nubert.de |
Abmessungen (HBT): | 315 x 203 x 280 mm (mit Füssen, ohne Gitter) |
Gewicht: | 9,0 Kg/Stück |
Hochtöner: | 2 x 26 mm Seidengewebekalotte |
Tief-/Mitteltöner: | 150 mm (Glasfaser-Sandwich-Membran) |
Lieferumfang: | - nuVero 30 - lackierte Metallabdeckung - höhenverstellbare Füße - Filzgleiter - Aufbauanleitung - Lautsprecherkabel - nubi |
Besonderes: | - mehrstufige Hoch- und Tieftonanpassung - Direkt-/Dipolbetrieb - neutrale, ausgewogene Klangcharakteristik - erstklassige Verarbeitung - hochwertige Bestückung - ansprechendes Design - Kauf ohne Risiko: 1 Monat Widerrufsrecht |
Empfohlene Raumgröße: | 20 - 30 Quadratmeter |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1+ |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |
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