Home » Tests » Pioneer SE-CH9T – Preiskracher-In-Ear-Kopfhörer mit cleveren Zusatzfeatures
7. August 2018von Stefan Meininghaus
RedakteurDer Pioneer SE-CH9T ist richtig schick, edel verarbeitet, superleicht und flexibel einsetzbar. Klanglich hebt dieser In-Ear jedes Smartphone auf ein neues Niveau, kommt aber auch mit HiRes-Files klar. Das alles ist zudem zu einem unschlagbar günstigen Preis zu haben.
Mit dem Pioneer HiRes-Kopfhörer SE-CH9T von Pioneer gehen wir der Frage auf den Grund, wie viel Qualität auch ein relativ preiswerter In-Ear aufbieten kann. Können die kleinen „Stöpsel“ den Vorschusslorbeeren (die der Name Pioneer unwillkürlich mit sich bringt) gerecht werden oder bleibt die Performance hinter den Erwartungen zurück? Meine Neugier ist spätestens durch eine selbstbewusste Aussage des Herstellers geweckt, der den SE-CH9T auf seiner Website mit den Worten vorstellt: „Inline-Mikrofon und -Steuerung, sowie abnehmbare Over-the-ear-Kabel und verstärkte Ohrstöpsel machen diese Kopfhörer zur besten Wahl, wenn es um Hörgenuss in High-Definition für unterwegs geht.“
Weltbekannte Tradition aus Fernost
Selbst wenn Sie mit den Themen HiFi und Unterhaltungselektronik bisher nur oberflächlich in Kontakt gekommen sein sollten, der Name Pioneer ist Ihnen sicherlich schon mal begegnet. Alles andere wäre verwunderlich, schließlich gehört das Unternehmen zu den weltweit renommiertesten Marken in der Musikreproduktion. Vor über 80 Jahren unter dem Namen „Fukuin Shokai Denki Seisakusho“ gegründet, stand zunächst die Produktion von Lautsprechern im Fokus der Japaner. Nach der Umbenennung in Pioneer im Jahre 1961 erweiterte sich die Produktpalette dann stetig. HiFi-Verstärker, Zuspieler, Autoradios, Navigationssysteme, DVD- und Blu-ray-Komponenten, Kopfhörer, Mischpulte und viele weitere Produkte aus der Unterhaltungselektronik kamen hinzu. An der Qualität der Produkte mit dem unverwechselbaren Markenschriftzug gab es nie Zweifel. Im Gegenteil: Nicht ohne Grund vertraut u.a. auch das japanische Militär auf Technik (z.B. Kopfhörer) aus dem Hause Pioneer. Im Umkehrschluss bedeutet das: In Sachen Zuverlässigkeit, Praktikabilität und der Sprachverständlichkeit legt das weltweit bekannte und anerkannte Traditionsunternehmen die Messlatte offensichtlich ganz weit nach oben. Stärken, von denen der uns zum Test überlassene SE-CH9T selbstverständlich ebenfalls profitieren soll.
Kleiner Karton, große Vorfreude: Der erste Eindruck vom SE-CH9T
Der Vorteil beim Test eines Kopfhörers: Hier ist kein langwieriges Auspacken, Justieren und Installieren nötig. Der In-Ear wird einfach aus dem Karton geholt, mit einem Handgriff mit der Quelle verbunden, in die Ohren gesteckt und es kann losgehen. Ohne zuvor aber auf die Ausstattung und Beschaffenheit einzugehen – die beide weit von dem entfernt sind, was man sonst so in dieser Preisklasse bekommt – würde man dem SE-CH9T allerdings nicht gerecht werden. Ein kurzer Blick genügt, um auf die wirklich gelungene Optik aufmerksam zu werden. Die Komposition aus schwarzem Gehäuse, silbernem Logo und dem kupferfarbenen Mittelsegment wirkt superedel, zugleich aber auch zurückhaltend modern. Das verdrillte Kabel passt optisch sehr gut ins Gesamtbild. Zudem ist es überraschend robust und widerstandsfähig. So lässt es sich auch mal problemlos in die Tasche stecken und verzeiht auch den unsanften Transport. Darüber hinaus bietet es weitere praktische Vorteile: Ein nerviges verknoten und verheddern ist dank des speziellen Aufbaus nämlich so gut wie ausgeschlossen. Im oberen Teil des Kabels sitzt die sogenannte One-Button-Inline-Fernbedienung. Je nach Tastenkombination lassen sich hier Anrufe entgegen nehmen, beenden oder der im Smartphone integrierte Musikplayer steuern. Zwischen den Titeln vor- und zurückspringen ist ebenso möglich wie das vor- und zurückspulen, Start oder Pause. Für die bestmögliche Sprachverständlichkeit während des Telefonats spendierte Pioneer seinem SE-CH9T zudem ein zusätzliches Inline-Mikro, das etwas weiter oben, also möglichst in Mundnähe, im Kabel platziert wurde. Individuell anpassbar wird der Pioneer dann durch unterschiedlich große Ohrtipps, die zum Lieferumfang gehören. Egal, ob kleines oder großes Ohr, hier sollten für jeden User die passenden Aufsätze dabei sein. Der Wechsel ist übrigens ziemlich simpel: Einfach die aufgesteckten schwarzen Silikontipps nach vorn abziehen und die neuen aufstecken, das war es schon! Neben der überzeugenden Funktionalität vermitteln aber auch die verwendeten Materialien einen äußerst wertigen Eindruck. Messing und Aluminium, das passt – farblich wie technisch. Die Verarbeitung bietet ebenfalls nicht im Ansatz Grund für negative Kritik. Schwarz und Kupfer, dazu stilvoll hinzugefügte Elemente in schimmerndem Silber. Auf den ersten Blick bietet der Pioneer In-Ear also schonmal ein stimmiges Gesamtpaket!
Gut zu wissen: Technische Hintergründe und Funktionen
Bevor es aber in den Praxistest geht, muss noch auf ein paar technische Besonderheiten dieses Kopfhörers hingewiesen werden: Die SE-CH9T sind Hi-Res-Audio-zertifiziert. Das bedeutet, dass beispielsweise über den bereits von uns getesteten XDP-02U zugespielte HiRes-Songs fein detailliert und in vollständiger Frequenzbandbreite wiedergegeben wird. Zu diesem Zweck bietet Pioneer einen speziell entwickelten, dynamischen 9,7-Millimeter-Treiber auf, der in der Lage sein soll Frequenzanteile von 5 Hertz bis 50 Kilohertz wiederzugeben und so einen extrem authentischen Klang erzeugen soll. Der integrierte und ebenfalls speziell für diesen Einsatz entworfene „Airflow Control Port“ – eine speziell definierte Röhre inmitten des Gehäuses, die u.a. mittlere und tiefe Klanganteile voneinander separieren soll – wurde speziell für die Verbesserung der Stimmreproduktion entworfen. Dazu später mehr im Praxistest … Das Innere des Kopfhörers ist zudem mit einer doppelbeschichteten Metallstruktur versehen. Sie soll die Entstehung von Echos und Vibrationen auf ein Minimum reduzieren und verspricht eine sauberere und klarere Basswiedergabe. Das sogenannte „Over-The-Ear-Kabeldesign“ birgt dann weitere Vorteile: Passform und Gestaltung der kleinen Kopfhörer sind bei diesem Prinzip nämlich so designet, dass die kleinen Kopfhörer einen jederzeit festeren Sitz haben und besser am Ohr abschließen. Ein weiterer praktischer Vorteil gegenüber vielen Konkurrenten ist das via MMCX-Anschluss abnehmbare Kabel. Das gewährleistet mehr Bewegungsfreiheit und trägt dazu bei, dass man drohenden „Kabelsalat“ bei Nichtnutzung schon im Ansatz vermeidet – ganz nebenbei ist es auch noch möglich, ein eventuell beschädigtes Kabel separat auszutauschen. Rein technologisch ist der SE-CH9T also schonmal vielversprechend.
Volle Konzentration auf die Stimme!
Wenn die „Airflow Control Port“-Technologie die für die Wiedergabe von Stimmen bedeutenden Frequenzbereiche besonders optimiert wiedergeben soll, nehme ich das doch direkt mal zum Anlass, mich zu Testbeginn mit einigen charismatischen Stimmen auseinanderzusetzen. Zu Beginn mache ich es mir dafür mit meiner Audible-Bibliothek auf der Terrasse gemütlich und höre mir die ersten Jahre von Hape Kerkelings Kindheitsgeschichte in „Der Junge muss an die frische Luft“ an. Ohne Zweifel gehört Kerkelings sonore Bassstimme zu den „Lieblingsstimmen“ der Deutschen und ohne Zweifel bringen die Kopfhörer diese auch exakt so rüber. Die Pioneer In-Ears betonen jede kleine Nuance mit einer erstaunlichen Klarheit. Alles klingt irgendwie richtig, so dass ein überaus naturgetreuer Klang entsteht. Dabei wirkt nichts künstlich oder überbetont – es ist, als würde der berühmte Sprecher eine private Lesung auf der heimischen Terrasse halten. Sehr angenehm, sehr real, sehr schön! Nach einer entspannten Stunde beschließe ich dann mal zu testen, ob die SE-CH9T nicht nur mit ruhigem Männerbass, sondern auch mit etwas intensiveren Frauenstimmen umzugehen wissen. Hier bietet sich Carolin Kebekus an, die in „Arschbacken zusammenkneifen, Prinzessin“ das gesamte Spektrum Ihres Stimmorgans zum Besten gibt. Nach einigen Kapiteln (aus diesem übrigens sehr empfehlenswerten Werk) steht für mich fest: Diese Pioneer-Kopfhörer gehören für mich eindeutig zu den besten „Hörbuch-Kopfhörern“, die ich jemals an meine Ohren gelassen habe. Die räumliche Darstellung ist beeindruckend realistisch, stimmen wirken echt und auch mit schrilleren Sprechpassagen kommt der SE-CH9T problemlos zurecht. Das Wichtigste aber ist: Der Klang behält auch hier zu jeder Zeit seine wunderbare Natürlichkeit.
Musik unter verschärften Bedingungen
Bevor ich mich um den musikalischen Teil kümmere, ziehe ich meine Laufschuhe an. In-Ears auf der Couch testen kann jeder, die Anforderungen auf einer mittelschweren Joggingrunde sind da für Mensch und Material schon deutlich härter. Der SE-CH9T ist zwar nicht explizit als Sport-Kopfhörer ausgewiesen, dennoch will ich wissen, wie sich der Pioneer unter erschwerten Bedingungen gibt. Auf den ersten Metern lasse ich es allerdings zunächst ruhig angehen. Bei ein paar Stücken aus Cros „MTV Unplugged“-Album werde ich langsam warm. Nach den positiven Eindrücken überrascht es mich dann nicht, dass der Sound richtig gut ist. Dabei fällt mir besonders auf, dass nicht nur Stimmen – ähnlich wie bereits im Hörbuch-Check – extrem naturgetreu dargeboten werden. Besonders beeindruckt mich jetzt die Detailtreue der Instrumentalisierung. Der Live-Charakter und die chillige Atmosphäre der Aufnahme kommen selbst unterwegs extrem gut rüber und sorgen für eine angenehme und beschwingte Lauf-Stimmung. Gut aufgewärmt schalte ich dann einen Gang höher, diesmal mit meiner Lieblings-Jogging-Platte „Hinterland“ von Casper. In Verbindung mit den abwechslungsreichen Rhythmen und dem Wechselspiel aus schnell und langsam imponiert mir hier vor allem die markante Reibeisenstimme des Deutsch-Amerikaners. Mit „Im Ascheregen“, „Alles endet (aber nie die Musik)“ und „Jambalaya“ komme ich dann so richtig ins Schwitzen, die Kopfhörer aber machen weiterhin einen völlig entspannten, sehr guten Job. Die ständigen Bewegung sind für sie offenbar kein Problem, die Stöpsel sitzen bombensicher (dank der mitgelieferten Aufsätze in verschiedenen Größen sollte dies bei den meisten Ohren der Fall sein) im Ohr. Der Sound ist erfrischend dynamisch und klar. Die ausgewogene Wiedergabe von Höhen, Mitteltönen und den tiefen Frequenzen macht die SE-CH9T absolut Langzeithörtauglich. Keine Spur von zu dick aufgetragenem Bass oder reduzierter Präsenz im Mittenbereich, wie man sie von Mitbewerbsmodellen in der Unter-100-Euro-Preisklasse kennt. Die zwischenzeitlich erzeugte Dynamik ist anspringend, der Sound ist quicklebendig und macht einfach Spaß auf mehr. Und der Pioneer verträgt auch mehr, wie die deutliche Pegelerhöhung beweist, dank derer ich mein eigenes Schnaufen inzwischen sogar übertöne, ohne dass die Soundqualität darunter leidet. Bevor ich auf die Zielgerade einbiege, schalte ich dann auch den musikalischen Endspurt hoch. Mit „Smells Like Teen Spirit“ gibt es nun eine kultige Portion Nirvana auf die Ohren – und zwar richtig laut! Kein Problem für den SE-CH9T, der sofort steil nach vorn geht und durch seine beispielhafte Dynamik und Präsenz erneut Bestleistungen abliefert. Was mindestens ebenso wichtig ist: Obwohl die Lautstärke (und ich) kurz vor Anschlag sind, wird die Wiedergabe kein Störgeräuschen gestört. Kein Kratzen, kein Scheppern, keine nervigen Kabelgeräusche. Stattdessen dominieren jetzt Dynamik, Temperament und Energie. Eine Performance, an der Kurt Cobain garantiert seine helle Freude daran gehabt hätte (wenngleich ich nicht sicher bin, ob er ein passionierter Läufer war). Wieder zu Hause angekommen bin ich körperlich zwar am Ende, das musikalische Erlebnis mit diesen Kopfhörern hat mir die längst überfällige Laufrunde aber tatsächlich um einiges einfacher gemacht. Was mich dabei besonders überzeugt hat, sind die Ausgewogenheit des Klangs, die nicht vorhandene Störanfälligkeit und die Impulskraft, mit der der SE-CH9T hier zu Werke geht – mal ganz abgesehen von der tollen Sprachqualität, die den Sprung vom gesprochenen Wort zur Musikreproduktion auch unter sportlichen Bedingungen problemlos mitmacht.
Fazit
Der Pioneer SE-CH9T ist wunderbar leicht und flexibel zu tragen. Sein Design, die Passgenauigkeit und vielen sinnvollen Extras zeichnen ihn ebenso aus. Wer bislang mit im Ohr drückenden oder ständig herausfallenden Stöpseln zu kämpfen hatte, findet im SE-CH9T ganz sicher eine willkommene Lösung, denn wer den Pioneer einmal im Ohr hat, behält ihn auch gern drin. Hinzu kommen die hochwertige Materialwahl, eine exzellente Verarbeitung, eine tolle Anfassqualität und eine hervorragende, absolut überzeugende Klangqualität, die sich auf besserem HiFi-Niveau bewegt. Wem jetzt noch ein Argument fehlt, den Pioneer einmal auszuprobieren, findet dieses im Preis, denn dieser schicke, zeitlos gestylte und flexible In-Ear ist bereits für rund 90 Euro zu haben.
Test & Text: Stefan Meininghaus
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Mittelklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
98 of 100
97 of 100
96 of 100
Technische Daten
Modell: | Pioneer SE-CH9T |
---|---|
Produktkategorie: | HiRes-In-Ear-Kopfhörer |
Preis: | ca. 90 Euro |
Garantie: | 1 Jahr |
Ausführungen: | Schwarz/Silber/Messing |
Vertrieb: | Pioneer & Onkyo Europe, Willich Tel.: +49 2154 / 913 13-0 www.pioneer.de |
Gewicht: | 9 g (ohne Kabel) |
Impedanz: | 26 Ohm |
Kernschalldruckpegel: | 108 dB |
Frequenzgang: | 5 - 50.000 Hz |
Belastbarkeit (max.): | 100 mW |
Treiber: | 9,7-mm |
Anschlüsse: | 3,5-mm-Stereo-Ministecker (goldbeschichtet) |
Kabellänge: | 1,20 Meter |
Lieferumfang: | - SE-CH9 - 1,2 m Audiokabel (3,5-mm-Stecker) - Transport-Tasche - Anleitung |
Besonderes: | - leicht - komfortabel zu tragen - hochwertige Verarbeitung - impulsstarke Wiedergabe - sehr hoher Tragekomfort - für HiRes-Wiedergabe ausgelegt |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1+ |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1,0 |
Gesamtnote: | 1+ |
Klasse: | Mittelklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |
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